Komplexe Präpositionen im Deutschen

Wie in vielen Sprachen der Welt, werden im Deutschen ständig neue Präpositionen gebildet. Diese folgen verschiedenen syntaktischen und wortbildungsmäßigen Strukturmustern und stehen auf verschiedenen Stufen der Komplexität und der Lexikalisierung.

Ein Bildungsmuster kombiniert ein maskulines, entweder elementares oder jedenfalls nicht regelmäßig abgeleitetes Substantiv unter Artikelfusion mit der Präposition in. Die meisten so entstandenen komplexen Präpositionen regieren den Genitiv. Die Tabelle enthält einige Beispiele, die alle in der zweiten Hälfte des 20. Jh. Neologismen waren.1 Wo für das Rektum der Genitiv angegeben ist, tritt Variation mit von auf.

Komplexe Präpositionen
SyntagmaRektum
im Anschlußan + Akk.
im GefolgeGen.
im RahmenGen.
im VerfolgGen.
im VorfeldGen.
im WegeGen.
im ZugeGen.

Eine Vorstufe der komplexen Präpositionen bilden abstrakte Präpositionalsyntagmen wie die folgenden:

Abstrakte Präpositionalsyntagmen
SyntagmaRektum
unter EinbeziehungGen.
unter ZuhilfenahmeGen.
unter/bei BerücksichtigungGen.
auf dem HintergrundGen.
im VerfolgGen.
mit AusnahmeGen.
nach AusweisGen.
in AnsehungGen.
im Anschlußan + Akk.
in Anlehnungan + Akk.
im Hinblickauf + Akk.
in Rücksichtauf + Akk.
in Beziehungauf + Akk.

Diese sind zum größten Teil noch keine komplexen Präpositionen, illustrieren aber den Nährboden, auf dem komplexe Präpositionen wie die der ersten Tabelle entstehen.

Daß einige Bildungen in beiden Tabellen figurieren, ist kein Versehen.

Bibliographische Angaben

Lehmann, Christian 1998, "German abstract prepositional phrases." Korzen, Iorn & Herslund, Michael (eds.), Clause combining and text structure. Frederiksberg: Samfundslitteratur (Copenhagen Studies in Language, 22); 87-106.

Whorf, Benjamin L. 1963, Sprache - Denken - Wirklichkeit. Beitrage zur Metalinguistik und Sprachphilosophie. Reinbek: Rowohlt (Rowohlts Deutsche Enzyklopadie, 174).


1 Mein frühester Beleg für im Zuge: “Im Zuge meiner beruflichen Arbeit für eine Feuerversicherungs-Gesellschaft unternahm ich es, ...” (Whorf 1963:74).