Komponente | Definition | Beispiel |
Dependent | abhängiger Ausdruck; hier: Nominalsyntagma oder Adpositionalsyntagma | vertraute/schlief auf Erwin |
Kontrolleur | übergeordneter Ausdruck | vertraute/schlief auf Erwin |
Kasusrelator | grammatisches Formativ (Kasus oder Adposition), das die Beziehung zwischen Dependent und Kontrolleur markiert | vertraute/schlief auf Erwin |
semantische Rolle | Funktion, die der Referent des Dependenten in der bezeichneten Situation hat | vertraute auf Erwin: Thema (des Vertrauens); schlief auf Erwin: Ort |
Komplement | Dependent, der zur Valenz des Kontrolleurs gehört | vertraute auf Erwin |
Adjunkt | Dependent, der nicht zur Valenz des Kontrolleurs gehört | schlief auf Erwin |
Rektion | der Dependent ist ein Komplement | vertraute auf Erwin |
Modifikation | der Dependent ist ein Adjunkt | schlief auf Erwin |
Für die Operationalisierung der folgenden Kriterien ist jeweils ein Satz vorausgesetzt, in dem ein Syntagma eine Dependenzbeziehung zum Hauptverb hat. Die Frage ist jeweils, ob der Dependent ein Komplement ist. Geht der Test positiv aus, ist er ein Komplement; andernfalls ist er ein Adjunkt.
Kriterium: Die grammatische Erscheinungsform des Dependenten wird durch den jeweiligen Kontrolleur (d.h. durch die Valenzklasse, der er angehört) bestimmt.
Operationalisierung:
Beispiel:
B1. | a. | Linda leveled an argument against Irvin's proposal. |
b. | Linda leveled an objection to Irvin's proposal. |
B2. | a. | Linda built a house under a sequoiah. |
b. | Linda built a house on/beneath/beside/in a sequoiah. |
Kriterium: Ein Kontrolleur nimmt nur einen Dependenten mit einer gegebenen semantischen Rolle, wenn dieser ein Komplement ist.
Operationalisierung: Fügt man zu dem Satz, der einen Dependenten in einer gegebenen semantischen Rolle enthält, einen weiteren mit derselben Rolle hinzu, so wird der Satz ungrammatisch.
Beispiel:
B3. | a. | Erna streichelte ihren Sohn (*seinen Kopf). |
b. | Erna arbeitete den ganzen Tag alle zwei Stunden jeweils nur drei Minuten. |
Kriterium: Der Kontrolleur kann bestimmen, daß ein Komplement obligatorisch ist; Adjunkte sind prinzipiell optional.
Operationalisierung: Läßt man einen Dependenten in einem Satz weg, und wird der Satz dadurch ungrammatisch, so handelt es sich um ein Komplement.
Beispiel:
B4. | a. | Erna beschimpfte die ganze Mannschaft. |
b. | Erna aß den ganzen Hirsebrei. | |
c. | Erna aß die ganze Nacht. |
Merke: Nur wenn die Weglaßprobe fehlschlägt, kann man daraus einen Schluß ziehen, und man kann nur Komplemente mit ihr erkennen. Gelingt die Weglaßprobe, kann man nichts schließen; Adjunkte kann sie nicht diagnostizieren.
Hat man durch die allgemeingültigen Kriterien in einer Sprache das strukturelle Verhalten von Komplementen und Adjunkten festgestellt, kann man dieses wieder zur Entscheidung unklarer Fälle benutzen.
Im Englischen z.B. folgen nach dem Hauptverb Komplemente und Adjunkte in dieser Reihenfolge aufeinander.