1. Lebensdaten

Lorenzo Hervás (Wikipedia)
ZeitOrtEreignis
01.05.1735Horcajo de Santiago
(Prov. Cuenca)
geboren
1749Madridwird Jesuit und studiert Philosophie, Theologie, Mathematik, Astronomie an der Universidad Complutense. Erste Befassung mit Linguistik.
1760MadridPriesterweihe
1761MadridLehre am Seminario de Nobles (Reales Estudios de San Isidro)
1764MurciaLehre am Colegio de Jesuitas
1767ForlìWegen Auflösung des Jesuitenordens durch Karl III. Rückkehr nach Europa. Wissenschaftliche Arbeit in Kontakt mit zahlreichen dort exilierten Jesuiten.
1773CesenaErziehung der Söhne des Marqués de Chini
1784RomArbeit an der Biblioteca Vaticana. Publikation mehrerer Bücher über bis zu 300 Sprachen
1798BarcelonaRückkehr in die Heimat auf Basis eines Dekrets von Karl IV.
1800BarcelonaGründung der Taubstummenschule
1802RomRückkehr nach Italien nach Widerruf des Dekrets
1804RomPräfekt der Biblioteca Quirinale
24.08.1809Romgestorben

2. Person und Werk

Es ist nicht gesichert, daß Hervás 1764-1767 (oder je) als jesuitischer Missionar in Amerika war.

Lorenzo Hervás hatte eine immense Schaffenskraft und publizierte ca. 90 Bücher. In den neun Jahren in Cesena schrieb er Idea dell'universo, eine 21-bändige Welttheorie:

Der dritte Teil ist ein Katalog der Sprachen der Welt mit Bibliographie. Die Daten dazu sammelte er in Informantenarbeit mit Missionaren, die aus Amerika nach Italien zurückgekehrt waren. Darauf basiert dann der aktualisierte Catálogo de las lenguas von 1800-1805. Er enthält das Vaterunser in 300 Sprachen und Dialekten und über 40 Grammatiken. Im genetischen Sprachvergleich hebt er die Bedeutung der Grammatik gegenüber dem Lexikon hervor und postuliert die malayo-polynesische Sprachfamilie.

Über Hervás y Panduro 1800-1805 [engl. Wikipedia < Catholic Encyclopedia, 1910]:

Hervás attempts to investigate the origin and ethnological relationship of different nations on the basis of language. The main object of the book, therefore, is not really philological. Vol. I treats of American races and idioms; vol. II of those islands in the Indian and Pacific Oceans; the remaining volumes, devoted to the European languages, are inferior in value to the first two. The American dialects are certainly better described and classified than they had been before; the existence of a Malay and Polynesian speech-family is established. For determining affinity in languages similarity in grammar is emphasized as against mere resemblance in vocabulary. While there were gross errors and defects in the work, it is conceded that it presented its materials with scholarly accuracy and thus proved useful to later investigators.

Hervás war sich mit Humboldt einig:

Las lenguas no son sólo códigos de hablar, sino también métodos para hablar y pensar.
"Die Sprachen sind nicht lediglich Codes des Sprechens, sondern auch Methoden, um zu sprechen und zu denken."

3. Bedeutung und Nachwirkung

War über Jahrzehnte in Italien und Spanien wichtigste Quelle für Daten exotischer Sprachen. Er ließ für W. v. Humboldt diverse Grammatiken exzerpieren, die dieser wiederum seiner vergleichenden Sprachwissenschaft zugrundelegte. Gilt als einer der Begründer der vergleichenden Sprachwissenschaft.

4. Wichtigste Werke

Hervás y Panduro, Lorenzo 1778-87, Idea dell'universo. 21 vols. in 4°. Cesena: [s.ed.].

Hervás y Panduro, Lorenzo 1800-05, Catálogo de las lenguas de las naciones conocidas, y numeración, división y clase de éstas según la diversitad de sus idiomas y dialectos. 6 vols. Madrid: [s.ed.].

5. Sekundärliteratur

Tovar, Antonio 1981, "Hervas y las lenguas indias de America del Norte." Revista Espanola de Linguistica 11(2):1-12.