Eine wesentliche Aufgabe empirischer Forschung ist es, Zusammenhänge zwischen Eigenschaften der Gegenstände im Gegenstandsbereich festzustellen. Solche Zusammenhänge werden i.a. mit Mitteln der Aussagenlogik formuliert. Im Prinzip können alle Relationen der Aussagenlogik vorkommen; aber einige sind von besonderem methodologischem Interesse.
Wählt man den induktiven Ansatz, so entnimmt man aus der zu untersuchenden Population eine Stichprobe und legt eine Wahrheitswerttafel für zwei Eigenschaften an, deren Beziehung man feststellen will. Sie hat folgende allgemeine Form:
Kriterien
Individuen ╲ |
Eigenschaft 1 | Eigenschaft 2 | vorkommend |
... | w | w | . |
---|---|---|---|
... | w | f | . |
... | f | w | . |
... | f | f | . |
Diese Tabelle füllt man wie folgt aus:
Angenommen die untersuchten Individuen sind Sprachen und die interessierenden Eigenschaften sind das Vorhandensein von Nasalvokalen und von lexikalischem Ton in einer Sprache. Dann kann die Tabelle wie folgt aussehen:
Eigenschaft
Sprachen ╲ |
Nasalvokale | lexikal. Ton | vorkommend |
Baule | w | w | w |
---|---|---|---|
Französisch, Polnisch | w | f | w |
Chinesisch, Yukatekisch | f | w | w |
Deutsch, Hawaiisch, Hua | f | f | w |
Hier ergibt sich, daß jede logisch mögliche Kombination der Eigenschaften auch tatsächlich in mindestens einer Sprache vorkommt. Das bedeutet, daß zwischen den beiden Eigenschaften kein Zusammenhang besteht.
Interessieren wir uns nun für die Verteilung der beiden Eigenschaften ‘hat Genus’ und ‘hat Zahlklassifikation’ über die Sprachen der Welt. Wir bekommen eine Tafel wie die folgende:
Eigenschaft
Sprachen ╲ |
Genus | Zahlklassifikation | vorkommend |
– | w | w | f |
---|---|---|---|
Deutsch, Französisch | w | f | w |
Chinesisch, Yukatekisch | f | w | w |
Türkisch | f | f | w |
Diese Verteilung von Wahrheitswerten definiert die Exklusion. Informell ausgedrückt: Genus und Zahlklassifikation schließen einander in einer Sprache aus. Eine solche empirisch-induktiv festgestellte Beziehung zwischen zwei Eigenschaften kann auf Zufällen in der Stichprobe oder sogar in der Population beruhen. Andernfalls weist sie auf einen inneren Zusammenhang der beiden Eigenschaften hin.
‘Genus und Zahlklassifikation schließen einander in einer Sprache aus’ hat an diesem Punkte der Untersuchung den Status einer Hypothese. Angenommen nun, weitere Untersuchungen – möglichst mit unabhängigen Methoden – können diese Hypothese nicht falsifizieren. Dann bestätigt sich die Vermutung des Zusammenhangs. Diesen versucht man nun theoretisch zu begründen und somit die Hypothese zum Theorem zu erheben. Im Falle der Exklusion kann eine komplementäre Verteilung der Eigenschaften über die Sprachen vorliegen. Dies würde dann darauf hindeuten, daß die beiden Eigenschaften (evtl. in einem sehr abstrakten Sinne) Varianten voneinander sind und eine ähnliche Funktion erfüllen. Tatsächlich haben Linguisten schon sowohl für Genus als auch für Zahlklassifikation die Funktion der Individuation des (durch das so klassifizierte Substantiv bezeichneten) Gegenstands geltend gemacht.