Der akkusativische und der ergativische Satzbau haben gemeinsam, daß beim Aktanten des monovalenten Verbs nicht zwischen Actor und Undergoer unterschieden wird. Tatsächlich ergibt es sich meist aus der lexikalischen Bedeutung des monovalenten Prädikats, ob sein Partizipant Kontrolle hat. Nichtsdestoweniger gibt es Sprachen, die auch für den zentralen Partizipanten des intransitiven Prädikats angeben, ob er Actor oder Undergoer ist. Die beiden Funktionen nennen sich auch ‘aktiv’ und ‘inaktiv’. Das System heißt (seit Klimov 1974) aktivisch, neuerdings auch ‘Split-S’.

Diese Organisation der Fundamentalrelationen ist in den Sprachen der Welt relativ selten. Sprachen, in denen sie vorwaltet, sind: Bats (Nordkaukasisch), Cayuga (Irokesisch), Dakota (Sioux), Georgisch (Südkaukasisch), Guaraní (Tupi-Guarani).

Aktivischer Satzbau im Guaraní
B1.a.šé-rasí
U.1.SG-krank
“ich bin krank”
b.še-rerahá
U.1.SG-carry.off
“it will carry me off”
B2.a.a-xá
A.1.SG-geh
“ich gehe”
 b.a-gwerúaína
A.1.SG-bringjetzt
“ich bringe sie jetzt”


Daten: Mithun 1991:511

Die Verben des Guaraní (die in ihren Bedeutungen europäische Adjektive einschließen) haben ein Personalpräfix, in welchem die Merkmale für Actor und Undergoer fusioniert sind. Ähnlich wie in zahlreichen Sprachen das Personalaffix des Verbs für ein Subjekt der 3. Person Null ist, wird ein anempathischer Aktant, wie ihn die b-Beispiele enthalten, in der morphologischen Kodierung vernachlässigt. B1 und B2 zeigen jeweils in den a-Sätzen ein monovalentes, in den b-Sätzen ein bivalentes Prädikat. Kodiert wird jeweils die Actor- vs. Undergoerfunktion des empathischen Partizipanten (wenn sie beide empathisch sind, werden die Merkmale in einem Morphem kumuliert). Das intransitive Prädikat in B1.a ist nicht-agentiv (stativ), daher ist sein Partizipant ein Undergoer. Durch dasselbe Präfix wird er in B2.b kodiert, wo es zusätzlich einen Actor gibt. Das intransitive Prädikat in B2.a ist agentiv, daher ist sein Partizipant ein Actor. Durch dasselbe Präfix wird er in B2.b kodiert, wo es zusätzlich einen Undergoer gibt.

Während Guaraní und Dakota die Fundamentalrelationen auf konzentrische Weise kodieren, kodiert das Georgische sie überwiegend auf exzentrische Weise. Das folgende Beispiel zeigt den aktivischen Satzbau im Georgischen.

Aktivischer Satzbau im Georgischen
B1.k'ac-maišira
Mann-AKTschrei:AOR.3.SG
“Der Mann schrie.”
B2.k'ac-imok'vda.
Mann-INAKTsterb:AOR.3.SG
“Der Mann starb.”
B3.k'ac-mak'al-imok'la.
Mann-AKTFrau-INAKTtöt:AOR.3.SG
“Der Mann tötete die Frau.”


Daten: Comrie 2001:25

Hier gibt es ein Kasussuffix (-ma) für den aktiven Partizipanten in intransitiven (B1) und transitiven (B3) Sätzen; und es gibt ein Kasussuffix (-i) für den inaktiven Partizipanten in intransitiven (B2) und transitiven (B3) Sätzen.

Die Ausrichtung (engl. alignment, wörtl. “Ausfluchtung”) der Fundamentalrelationen in akkusativischen und ergativischen Sprachen verläuft in zweierlei Hinsicht asemantisch: Erstens wird beim Aktanten des monovalenten Verbs nicht auf die semantische Rolle geachtet. Zweitens ist die Zusammenlegung dieser Funktion mit der Actor-Funktion des transitiven Satzes semantisch ebenso gut oder so schlecht motiviert wie ihre Zusammenlegung mit der Undergoer-Funktion des transitiven Satzes. Insofern ist eine akkusativische ebenso wie eine ergativische Satzstruktur i.w. eine rein grammatische Struktur. Mit der aktivischen Ausrichtung ist das anders, denn über die Schematisierung, welche bereits in den Begriffen von Actor und Undergoer steckt, hinaus wird keine Grammatikalisierung von Rollen vorgenommen. Eine Ausrichtung der Fundamentalrelationen nach Actor vs. Undergoer ist insoweit eine (relativ) semantische Ausrichtung. Allerdings gibt es auch in solchen Sprachen intransitive Verben, deren Festlegung auf aktivische vs. inaktivische Flexion nicht semantisch motiviert ist.

Die Typologie nach konzentrischem vs. exzentrischem Satzbau und die Typologie der Fundamentalrelationen kreuzklassifizieren übrigens sauber miteinander:

Ausrichtung
Relationenmarkierung
akkusativischaktivischergativisch
konzentrischSwahili, Yukatekisch, NahuatlCayuga, Guaraní, DakotaAbkhasisch
exzentrischLatein, JapanischBatsDyirbal

Das bedeutet, daß die beiden Kriterien voneinander unabhängig sind, daß sich also insoweit keine ganzheitliche Typologie der syntaktischen Relationen ergibt.

Literatur

Klimov 1974, 1979; Lazard 1986