Entwicklung von Lebewesen läßt sich auf mehreren Ebenen betrachten. Zwei wesentliche Ebenen werden wie folgt unterschieden:
Ontogenese wird gelegentlich mit Individualgeschichte, Phylogenese mit Stammesgeschichte verdeutscht. Hier ist allerdings der Unterschied zwischen Evolution und Geschichte zu beachten. Phylogenese hat nichts mit der Geschichte von Stämmen, sondern – soweit sie den Menschen betrifft – mit der Evolution des Homo sapiens zu tun; und dito hat Ontogenese nichts mit der Biographie, sondern mit der physischen, psychischen und kognitiven Entwicklung eines Einzelnen qua Mitglied seiner Spezies zu tun.
Die Entwicklung folgt gewissen allgemeinen Prinzipien, die die Voraussetzungsverhältnisse zwischen ihren Stufen betreffen. Z.B. kann – phylogenetisch betrachtet – der Mensch erst Waffen gebrauchen, nachdem er auf zwei Beinen geht und also die Hände freihat. Dasselbe gilt – ontogenetisch betrachtet – für ein Kind, welches erst Laufen lernt, bevor es Waffen benutzen kann. Wie weit die Analogie zwischen Ontogenese und Phylogenese geht, ist eine empirische Frage. Einen notwendigen direkten Zusammenhang (im 19. Jh. von E. Haeckel postuliert) gibt es nicht, wohl aber einen weitgehenden Parallelismus aus logischen und physikalischen Gründen.