Zeit | Ort | Ereignis | |
7.12.1928 | Philadelphia | Noam Avram Chomsky geboren als Sohn von William Chomsky, Prof. für Semitistik. | |
Berührung mit Sprachwissenschaft durch Lektüre des Ms. von Chomsky, W. 1952, David Kimhi's Hebrew grammar (Mikhlol). New York: Bloch. | |||
1946 | Initiation in die Linguistik durch Korrekturlektüre von Z. Harris, Methods in structural linguistics | ||
1946-49 | i.w. autodidaktische Arbeit an hebräischer Grammatik. Entdeckungen über Entsprechung zwischen synchroner Regelordnung und historischem Wandel. | ||
1947 | Philadelphia | zunächst Studium des Arabischen bei Giorgio Levi Della Vida und der Philosophie, dann Studium der Linguistik an der University of Pennsylvania bei Zellig Harris. | |
1949 | Philadelphia | Zwischenprüfungsarbeit über hebräische Morphophonemik. | |
1949 | Heirat mit Carol Schatz; drei Kinder | ||
1951 | Philadelphia | Magister Artium in Linguistik; Thesis: Morphophonemics of Modern Hebrew. | |
1951-55 | Boston | Junior Fellow of the Society of Fellows at Harvard University. | |
1951 | Cambridge | Graduierten-Studien am Massachusetts Institute of Technology. Bekanntschaft mit Morris Halle und Yehoshua Bar-Hillel. | |
1953 | Philadelphia | Graduierten-Studien an der University of Pennsylvania: Logik, Philosophie, Grundlagen der Mathematik, bei Nelson Goodman und W.v.O. Quine. | |
Abwendung von induktiver Linguistik, Arbeit an generativer Grammatik. | |||
1955 | Philadelphia | PhD in Linguistik an der University of Pennsylvania. Dissertation: Transformational analysis, = ch. IX von The logical structure of linguistic theory. (dieses erst 1975 publiziert) | |
1955 | Cambridge | Assistenzprofessor am MIT (Modern Languages Department und Research Laboratory of Electronics). | |
1957 | Syntactic structures (Auszug aus der Dissertation) | ||
1958/9 | Forschung am Institute for Advanced Study, Princeton, NJ | ||
1961 | Cambridge | Full Professor of Linguistics am MIT, Department of Modern Languages and Linguistics | |
1964 | Aktivist gegen den Vietnamkrieg | ||
1969 | American power and the new mandarins | ||
1976 | Cambridge | Institute Professor am MIT | |
1993 | Professor emeritus am MIT | ||
Im Rahmen der Arbeit an seiner Dissertation entsteht das umfangreiche Manuskript The logical structure of linguistic theory, wovon das 1957 publizierte Syntactic structures der erste Ableger ist.
1959 rezensiert Chomsky F.B. Skinner, Verbal behavior. Das Buch ist vollständig im Geiste des Behaviorismus; Chomskys Rezension ist eine Generalabrechnung mit dem Behaviorismus, dessen Rolle in der Linguistik damit beendet war.
Chomsky hat sich seit 1964 politisch engagiert und vertritt eine Anti-Establishment-Position. Er hat sich rückhaltlos gegen die us-amerikanische imperialistische Außenpolitik und ihre Kriege ausgesprochen. In den Jahren seit der Emeritierung überwiegt die politische die linguistische Publikationstätigkeit.
Von 1980 bis 1992 war er gemäß dem Arts and Humanities Citation Index der meistzitierte lebende Wissenschaftler. 2002 hat er 22 Ehrendoktoren. Zahlreiche weitere Ehrungen.
Chomsky gilt als scharfsinniger Denker und als Redner, gegen den man in der Diskussion nicht gewinnen kann. Den politischen und linguistischen Arbeiten ist die ausschließliche Gültigkeit klarer kategorialer Unterschiede, bei völligem Fehlen von Schattierungen und Übergängen, gemeinsam.
Chomsky entstammt der Tradition des amerikanischen Distributionalismus, hat aber früh mit Werken wie der Rezension von Skinners Verbal behavior und dem Buch Syntactic structures einige von dessen Prinzipien, wie den Behaviorismus und die Methodenabhängikeit, überwunden und eine mentalistische und rationalistische Linguistik dagegen gesetzt. Besonders das Buch Aspects of the theory of syntax (Exzerpt) hat seiner Konzeption einer generativen Grammatik zum Durchbruch verholfen, die wie keine andere die Linguistik zwischen 1965 und 1980 weltweit geprägt hat. Zu den Folgen gehören eine stärkere Position der Syntax und der formalen Beschreibung im Wissenschaftsbetrieb. Auch die Unterscheidung zwischen Kompetenz und Performanz hat sich weithin durchgesetzt, während der Nativismus und die Konzeption einer universalen Grammatik immer noch diskutiert werden.
In der kritischen Auseinandersetzung mit Chomskys linguistischem Werk wurde die mentalistisch-rationalistische Position schon in den 1970er Jahren als Deckmantel für Empirieferne empfunden, also für die Weigerung, die Begriffe und Theoreme zu operationalisieren und somit der empirischen Überprüfung auszusetzen. Chomsky hat sich aktiv für die Abschaffung linguistischer Methodik eingesetzt, damit weithin Erfolg gehabt und ist insofern wesentlich für den mittlerweile im Wissenschaftsvergleich eher zurückgebliebenen Zustand der Methodik in der Linguistik verantwortlich.
Barsky, Robert F. 1997, Noam Chomsky. A life of dissent. Cambridge: MIT Press.
Allen, J.P.B. & Buren, P. van (eds.) 1971, Chomsky: Selected Readings. London & New York: Oxford University Press (Language and Learning, 31).
Koerner, E.F.Konrad & Tajima, Matsuji (eds.) 1986, Noam Chomsky. A Personal Bibliography: 1951-1986. Amsterdam & Philadelphia: John Benjamins Publishing Company (Amsterdam Studies in the Theory and History of Linguistic Science, V; Library and Information Sources in Linguistics, 11).
Lyons, John 1970, Chomsky. London: