[Die Teilnehmer lesen Texte vor; die Aussprache wird mit der Norm verglichen.]
Phonetik als deskriptive Disziplin hat als erste Aufgabe, das aufzunehmen und nach wissenschaftlichen Methoden und Konventionen zu repräsentieren, was der Fall ist, d.h. was tatsächlich gesprochen wird. Wenn man z.B. eine Tonbandaufnahme einer Sprache transkribiert, die man nicht kennt, hat man in der IPA-Repräsentation alle Details wiederzugeben, die überhaupt hörbar sind; denn man kann nicht im voraus wissen, welche davon distinktiv und welche redundant sind. Wenn man die Sprache kennt, kann man je nach Erkenntnisinteresse zwischen einer engen und einer weiten Transkription wählen. Bei einer engen Transkription muß man es wie bei einer unbekannten Sprache machen, und zwar insbesondere auch dann, wenn man (nach seiner Sprachkenntnis) meint, daß etwas Bestimmtes gesagt werden müßte.
[Es werden vorgelesene Texte transkribiert.]
Phonetik als normative Disziplin ist mehr ein Kunsthandwerk als eine Wissenschaft, denn eine normative Disziplin setzt das Wissen davon, was richtig ist, voraus. Die Kriterien dafür sind oft nicht wissenschaftlich, im Falle der Normaussprache sind sie es sicherlich nicht. Die Lehre von der korrekten Aussprache einer Sprache heißt Orthophonie.
Eine phonetische Transkription von einem schriftlich vorliegenden Text anzufertigen ist notwendigerweise eine Form normativer Phonetik. Sie hat sich an Standards zu orientieren, die von autoritativer Seite niedergelegt sind. Im Falle des Spanischen ist das die Real Academia Espaņola und Publikationen wie Navarro Tomás 1972.
Machen Sie eine enge Transkription des folgenden Textes1 in hochkastilischer Aussprache:
Und hier einige Minimalpaare.