Allgemeines
Es ist heuristisch, d.h. zur Ordnung der Gedanken, hilfreich, alles,
was sich entfernt dazu eignet, in die Form einer Tabelle zu bringen. So
erkennt man Strukturen besser. Z.B. die Tabelle der Terme und Abkürzungen in interlinearen
Glossen (HSK "Interlinear morphemic
glossing", Abschnitt 3.9) bekam während der Abfassung eine
vierte Spalte, so daß Kategorie und Kommentar, die bis dahin in
der dritten Spalte verschwammen, auseinandergehalten wurden. Dadurch
wurde die Struktur systematischer.
Wenn man bei der Abfassung des Textes feststellt, daß mehrere
Fälle aufgelistet werden, deren innere Struktur parallel ist, ist
das ein Fall für eine Tabelle. Anstatt z.B. zu schreiben:
Die Landeshauptstadt von Hessen, Wiesbaden, hat eine
kommunistische Regierung; Niedersachsen dagegen, dessen Hauptstadt
Hannover ist, hat eine CDU-Regierung; in Thüringen herrschen in
der Hauptstadt Erfurt die Grünen usw.
legt man folgende Tabelle an:
| Bundesland | Hauptstadt | Regierung |
| Hessen | Wiesbaden | KPD |
| Niedersachsen | Hannover | CDU |
| Thüringen | Erfurt | Grüne |
| ... | | |
Das nimmt nur wenig mehr Platz ein, ist viel übersichtlicher
und hat als positiven Nebeneffekt, daß man die Vollständigkeit der Systematik leichter garantieren kann und sich nicht um die Abfassung der Prosa kümmern muß. Denn in Fällen von
seriellem Parallelismus gibt es keine stilistisch akzeptable
Lösung; weder Gleichförmigkeit der Sätze noch
Abwechslung im Ausdruck (wie oben) sind schön und nützlich.
Oft beginnt man bei der Abfassung solcher Fälle damit, in einer
Zeile Tabulatoren zu setzen und sodann in der nächsten Zeile die
gleichen Tabulatoren zu setzen. Sobald man das gewahr wird, hört
man damit auf und wandelt diesen Text in eine Tabelle. Diese kann man
nämlich viel besser und systematischer formatieren; und sie ist
auch gegen Umformatierungen der gesamten Datei durch die
Textverarbeitung und damit einhergehende Verzerrungen viel resistenter.
Wie macht man das?
Die Reihenfolge der folgenden Schritte ist nicht systematisch, sondern folgt der Induktion von jemandem, der mit ein paar Inhaltselementen anfängt, die er in eine Tabelle setzen will, und dabei erst die Systematik der Tabelle entwickelt. Unter dieser Voraussetzung legt man eine zweidimensionale Tabelle wie folgt an:
- Man überschlägt die Anzahl der benötigten Zeilen
und Spalten und legt eine entsprechende Tabelle an. Hat man sich
verrechnet, kann man später noch Zeilen und Spalten tilgen oder
hinzufügen.
- Falls man sonst im Blocksatz schreibt, stellt man für die
Tabelle Flattersatz ein, weil Blocksatz in Tabellenzellen unästhetisch und schlecht zu
lesen ist. (In gewissen Fällen braucht man allerdings auch
rechtsbündige Zeilen oder Zentrierung des Inhaltes von Zellen.)
- Man trägt von der zweiten Zeile an die Datensätze ein.
- Man setzt in die erste Zeile die Überschriften für die
Spalteneingänge.
- Stellt die Tabelle eine Kreuzklassifikation zweier unabhängiger Kriterien dar, so trägt man in die erste Spalte
untereinander die Bezeichnungen der Zeileneingänge ein.
- In die erste Zelle der Tabelle trägt man in eine erste Zeile
das Kriterium ein, von welchem die Bezeichnungen der
Spalteneingänge die Werte sind (im untigen Beispiel: Numerus). Diese Zeile der Zelle macht man
rechtsbündig. In eine zweite Zeile trägt man das Kriterium
ein, von welchem die Bezeichnungen der Zeileneingänge die Werte
sind (unten: Kasus).
- Für diese Zelle kann man aus Platzgründen eine um einen Punkt
Cicero reduzierte Schriftgröße nehmen. Durch die Zelle zieht
man von links oben nach rechts unten eine Diagonale.
- Der logische Unterschied zwischen dem Inhalt der Tabelle, d.h.
dem, was klassifiziert wird, und den Klassifikationskriterien muß
dargestellt werden. Dazu unterlegt man die Zeilen und Spalten, welche
Klassifikationskriterien (Bezeichnungen von Zeilen- und Spalteneingängen) enthalten, grau (und macht den Text nötigenfalls halbfett), während die Zellen, in denen Daten stehen, weiß bleiben. In sehr umfangreichen oder untergliederten Tabellen kann man auch einzelne Zeilen oder Spalten farbig hinterlegen.
- Wenn in neben- oder übereinanderliegenden Zellen derselbe
Text einzutragen ist (weil die Klassifikation insoweit keine reine
Kreuzklassifikation ist), kann man diese Zellen zu einer einzigen
zusammenfassen; denn dann kann man den Eintrag in der Sammelzelle zentrieren;
und außerdem fallen die (von der Textverarbeitung gesetzten) internen Linien dann von alleine weg. Das erste derartige Beispiel in der untigen Tabelle ist devās.
- Zwischen den Zeilen und zwischen den Spalten gezogene Linien dienen der internen Gliederung und der Orientierung des Lesers. Ob sie nötig sind, hängt i.w. von der Komplexität der Tabelle ab.1 Die von der Textverarbeitung voreingestellte Linienstärke muß normalerweise reduziert werden.
- Es erhöht normalerweise den Gestaltcharakter der Tabelle, wenn sie als ganze umrandet wird.
- Wie jedes Schaubild bekommt die Tabelle eine laufende Nummer und eine Überschrift.
Das Ganze sieht dann – abgesehen von der laufenden Nummer und der Diagonalen – so aus wie in diesem Beispiel:
Deklination der altindischen a-Stämme
(Paradigma von deva- "Gott")
Numerus Kasus ╲ |
Singular | Plural | Dual |
| Vokativ |
deva |
devās |
devau |
| Nominativ |
devas |
| Akkusativ |
devam |
devān |
| Instrumental |
devena | devais |
devābhyām |
| Dativ |
devāya |
devebhyas |
| Ablativ |
devāt |
| Genitiv |
devasya |
devānām |
devayos |
| Lokativ |
deve | deveṣu |
Zu den textverarbeitungstechischen Aspekten s. anderswo.
1 Nur Verleger verbannen vertikale Linien grundsätzlich aus Tabellen; anderen Menschen helfen sie bei der Informationsaufnahme.