Der Begriff der funktionalen Domäne (auch “kognitiv(-kommunikativ)e Domäne”) hat seinen Platz in einem onomasiologischen Ansatz in der allgemein-vergleichenden Sprachwissenschaft. Er setzt voraus, daß Sprache eine Vielfalt von Funktionen erfüllt, die sich in ihrem System als Kategorien, Konstruktionen, Operationen, Prozesse usw. niederschlagen.
Eine funktionale Domäne der menschlichen Sprache (‘langage’) ist ein Ausschnitt aus der Gesamtheit des durch Sprache Übermittelten, der wie folgt konzipiert wird:
Die obige Bedingung #1 kann als Definition von ‘funktionale Domäne der Sprache’ gelten. Eine Definition per ostensionem wird in der folgenden Tabelle geboten, die die meisten der bisher in der Literatur eingeführten funktionalen Domänen aufzählt.
funktionale Domäne | wichtigste Teilbereiche |
---|---|
Apprehension und Nomination | Begriffstypen, Kategorisierungssysteme |
Begriffsbildung | Modifikation (Attribution, Apposition), Begriffsverankerung (inkl. durch Partizipation) |
Quantifikation und Ordnung | Quantifikation in der Referenz, Quantifikation in der Prädikation, Ordnung |
Referenz | Individuation, Verankerung (inkl. Deixis), Phora, Referenzverfolgung, Determination |
Possession | Possession in der Referenz, possessive Prädikation, Possession und Partizipation |
Raumkonstruktion | Bezugspunkte, lokale Relationen, Raumregionen, räumliche und Gestalteigenschaften sowie Posituren von Gegenständen |
Prädikation | Präsentation, Existenz/Befinden, Identifikation, Charakterisierung |
Partizipation | Kontrolle und Affiziertheit, zentrale vs. periphere Partizipantenrollen |
Situationsgestaltung | Situationstypen, Aspektualität (Verbalcharaktere, Aktionsarten), Modifikation von Situationen, Taxis |
Temporale Orientierung | absolutes Tempus, temporale Relation |
Illokution und Modalität | Aussage, Frage, Ausruf, Bitte und Befehl, Hortation/Monition, Obligation, Volition, Möglichkeit, Evidentialität, Abtönung |
Kontrast | Negation, Vergleich, Abstufung, Intensivierung |
Junction | Proposition vs. Sachverhalt, Redewiedergabe, Inhaltssätze, interpropositionale Relationen, Interdependenz von Propositionen |
Diskursstruktur | Informationsstruktur (Topic vs. Comment; Präsupposition vs. Assertion, Fokus, Emphase) |
Es kann angenommen werden, daß diese Aufstellung den größten Teil der Funktionen, die von den in herkömmlichen Grammatiken beschriebenen grammatischen Mitteln erfüllt werden, umfaßt. Da der Gesichtspunkt onomasiologisch ist, kann, wie in #2 gesagt, ein gegebenes grammatisches Mittel einer Sprache mehreren solcher Domänen zugeordnet sein. Aber gemäß #8 sind die Domänen auch deshalb nicht disjunkt, weil die sprachlichen (kognitiven und kommunikativen) Funktionen vielfach miteinander verflochten sind. Z.B. ist die Domäne der Quantifikation intern nach Gesichtspunkten gegliedert, welche sich aus zwei anderen Domänen ergeben.
Als Beispiel kann die Beschreibung der funktionalen Domäne der Possession gelten.