Man paraphrasiert (dt. “umschreibt”) einen Ausdruck, um ihn zu erläutern. Dazu formuliert man einen Ausdruck, der derselben syntaktischen Kategorie wie das Original angehört (damit er dafür einsetzbar ist), möglichst dasselbe wie dieses bedeutet, aber expliziter oder eindeutiger ist, damit gerade der grammatische oder semantische Aspekt des Originals, welcher zu klären ist, deutlicher ausgedrückt ist.

Soll die Paraphrase als Methode der syntaktischen Analyse benutzt werden, so muß sie für einen gegebenen Zweck standardisiert werden. Z.B. kann man die Originalsätze 1 - 3 auf verschiedene Weise paraphrasieren. Aber es gibt, wie die rechte Spalte zeigt, auch ein Paraphrasenschema bzw. eine Standardparaphrase, die zum Original in einer transformationellen Beziehung steht.

Nr.OriginalParaphrase
1Die Schublade schließt sich leicht.Die Schublade ist leicht zu schließen.
2Paraphrasieren lernt sich leicht.Paraphrasieren ist leicht zu lernen.
3Die Ware verkauft sich leicht.Die Ware ist leicht zu verkaufen.

Wenn man das Paraphrasenschema, welches für Bsp. 1 - 3 paßt, auf den Satz Erna irrt sich leicht anwendet, stellt man fest, daß es nicht funktioniert. Man kann also argumentieren, daß alle Ausdrücke, auf die ein gegebenes Paraphrasenschema paßt, eine grammatische oder semantische Gemeinsamkeit haben, die sie von solchen - oberflächlich gleich aussehenden - Ausdrücken unterscheidet, auf welche das Schema nicht paßt.

In demselben Sinne dienen Paraphrasen auch dazu, Ausdrücke zu disambiguieren. Z.B. sind die Originale 4 - 6 zweideutig, und jede ihrer beiden Paraphrasen macht eine der Bedeutungen explizit.

Nr.OriginalNr.Paraphrase
4Flying planes can be dangerous.aTo fly planes can be dangerous.
bPlanes that fly can be dangerous.
5die Rektorin der Universität, die ich verabscheueadie Rektorin der von mir verabscheuten Universität
bdie von mir verabscheute Rektorin der Universität
6MädchenhandelsschuleaHandelsschule für Mädchen
bSchule für Mädchenhandel

Die Paraphrase hat ein komplexes Verhältnis zur Synonymie. Einerseits ist das Paraphrasenverhältnis typischerweise asymmetrisch dadurch, daß die Paraphrase eben expliziter ist als ihr Original. Dies ist an Bsp. 4, 6 und den unten folgenden Beispielen deutlich zu sehen. Andererseits hat eine Paraphrase einen methodischen Wert in der Linguistik nur, insoweit sie tatsächlich mit dem Original synonym ist.

In dem Maße, in welchem eine Paraphrase sich zur Anwendung auf viele gleichartige Fälle standardisieren läßt, kann man sicher sein, daß sie tatsächlich ein mit dem Original verbundenes Bedeutungsmerkmal zum Ausdruck bringt.

7Ein Holzschuh ist ein Schuh, der durch “Holz” näher bestimmt ist.
8Ein Schnürschuh ist ein Schuh, der durch “Schnüren” näher bestimmt ist.
9Ein Sportschuh ist ein Schuh, der durch “Sport” näher bestimmt ist.

Die in Bsp. 7 - 9 gegebene Paraphrase ist ganz allgemein und kann daher dazu dienen, die grammatische Relation in allen Determinativkomposita explizit zu machen. Es handelt sich insoweit um eine Standardparaphrase für Determinativkomposita.

Je spezifischer die Information ist, welche die Paraphrase zum Original hinzutut, desto wahrscheinlicher ist es, daß sie ad hoc, also nicht standardisierbar ist.

10Ein Wanderschuh ist ein Schuh, in dem man wandert.
11Ein Turnschuh ist ein Schuh, in dem man turnt.
12Ein Schnürschuh ist ein Schuh, den man schnürt.

So eignet sich das in Bsp. 10 angewandte Paraphrasenschema zwar noch für Fälle wie Bsp. 11, versagt aber bereits bei Bsp. 12, wo ein anderes Schema angewandt werden muß.

In dem Maße, in dem eine Paraphrase erstens mit ihrem Original synonym und zweitens für alle gleichartigen Fälle standardisierbar ist, kann sie als Analysemethode dienen, um grammatische oder semantische Merkmale eines Ausdrucks aufzudecken.