1. Strata

Zu diesem Kapitel vgl. die Behandlung der Quellen des lexikalischen Bestandes, mit Beispiellisten zu den im folgenden erwähnten Sprachen, in der Darstellung des Spanischen.


1.1. Substrate

Karte

Die prähistorische Bevölkerung Iberiens war vermutlich aus Afrika eingewandert. Sie stellten die diversen Gruppen der Iberer. Iberisch ist evtl. mit Berber genetisch verwandt, jedoch (lt. Tovar und Vennemann) nicht die Vorform von Baskisch, sondern mit Vaskonisch nur areal verwandt. Auf den Kanaren wurde bis zur Ankunft der Spanier das Guanche gesprochen, das berberischen Ursprungs sein kann.

Die ersten Indogermanen, die nach Iberien kamen, kamen vermutlich Anfang des 2. Jt. und wurden die Lusitanier. Die nächsten waren Kelten, "Keltiberer". Sie teilten sich mit den Iberern die Halbinsel. Spätestens seit -300 kamen Punier.

Im Nordwesten (Kantabrien) wurde in vorhistorischer Zeit eine indogermanische Sprache gesprochen, die nicht notwendigerweise keltiberisch, sondern "parakeltisch" (Tovar) ist. Sie erscheint in lateinischen Inschriften der Region der zwei Jahrhunderte v.Ch. Sie ist das Substrat für das ursprüngliche (Lateinisch-)Kastilisch.

Die Substrate des Iberoromanischen sind also Tartessisch, Protoiberisch, Keltiberisch, Punisch, Griechisch. Sie sind in Kap. 5.2 etwas ausführlicher dargestellt. Alle werden nach Augustus nicht mehr geschrieben.


1.2. Superstrate

1.2.1. Germanisch

In Iberien waren Westgoten, Vandalen, Sweben (diese nur in Galizien). Sie haben hauptsächlich Eigennamen, nur wenige Appellativa geliefert.

Das swebische Verb briutan "zerstückeln, zermalmen" hat das port. britar id. abgegeben (das andernfalls kein /i/ enthalten könnte).

Die Vandalen haben evtl. dem andaluz ihren Namen gegeben [unklar].


1.2.2. Arabisch

Die Araber (mit den von ihnen zuvor unterworfenen Berbern) kamen ab 711, besetzten ganz Iberien einschließlich Balearen (und übrigens auch Sizilien und Malta), hatten aber den nordwestlichen Teil (Galizien, Asturien, Kantabrien) nach 30 Jahren wieder zu räumen. Viele Christen nahmen arabische Sitten an. Sie heißen mozárabes (< arab. mustarab "arabisiert"). Sie benutzten Arabisch als offizielle Sprache und waren zweisprachig.

Gleich wie lange die Araber in den verschiedenen Teilen Europas blieben, nirgends außer in Malta haben sie ihre Sprache hinterlassen, waren also im Oktroi ihrer Sprache entfernt nicht so effizient wie die Römer.

Über die Mozaraben drangen arabische Entlehnungen in die iberoromanischen Sprachen. Auch diese Entlehnungen sind fast ausschließlich lexikalisch.


1.3. Adstrat: Latein

In allen romanischen Sprachen ist Latein während der ganzen Sprachgeschichte allgegenwärtiges Adstrat (Hintergrundwissen anderswo). Wie in anderen europäischen Sprachen steht es stets als Quelle von Fremdwörtern zur Verfügung. In den romanischen Sprachen führt dies freilich zu der Komplikation, daß neben die aus dem Gemeinromanischen ererbten und kontinuierlich weiterentwickelten Wörter Dubletten treten, die direkt aus dem Lateinischen in die modernen romanischen Sprachen gesprungen sind und die frühere historische Entwicklung also nicht mitgemacht haben.

2. Iberoromanische Sprachen neben dem Kastilischen

2.1. Katalanisch

Katalanisch unterliegt von 800 bis ins 13. Jh. provenzalischem Einfluß. Nach Ausiàs March (1395-1462) bricht der literarische Gebrauch ab und setzt erst nach drei Jahrhunderten (1833) wieder ein.

Katalanisch bewahrt (wie Portugiesisch) anlautendes /f/, diphthongiert /ɛ/ und /ɔ/ nicht, verliert aber wie Französisch die Endvokale.


2.2. Mozarabisch


2.3. Portugiesisch-Galizisch

Die Romanisierung erreicht Galizien (lat. Callaecia) am wenigsten; dort ist der Substrateinfluß am stärksten.

Bis ins Mittelalter sind Portugiesisch und Galizisch noch eine einzige Sprache, mit leichter dialektaler Differenzierung. Die Troubadoure des 13./14. Jh. und die Prosa des 14. Jh. zeigen die ersten Unterschiede zwischen den beiden Sprachen. Bereits im 15. Jh. wird Galizien jedoch Spanien einverleibt, die Amtssprache wird folglich Kastilisch, die Schriftsteller geben Galizisch auf, und es besteht ausschließlich als gesprochene Sprache fort.

Portugiesisch ist in vieler Hinsicht, vor allem phonologisch, eine konservative romanische Sprache. Es partizipiert an einem bis an die Loire reichenden Dialektkontinuum auf keltischem Substrat, in dem sich vor allem Kastilisch durch Neuerungen hervorhebt.