(1) | Tuan | yang | ter-hormat! | ||
'tuan | jaŋ | tər'hormat | |||
Herr | REL | DEAG-ehr | |||
“Geehrter Herr!” |
(2) | Telah | berselang | dua | tahun | tuan | hendak |
tə'lah | bərsə'laŋ | 'dua | 'tahun | 'tuan | hən'daʔ | |
schon | Zwischenraum | zwei | Jahr | Herr | wünsch | |
“Schon zwei Jahre wollen Sie” |
(3) | be-lajar | ke | negeri | Indonesia. |
bə'laʤar | kə | nəgə'ri | indɔ'nɛsija | |
INTR-Segel | zu | Land | Indonesien | |
“nach Indonesien fahren.” |
(4) | Tetapi | tuan | belum | datang. |
tə'tapi | 'tuan | bə'lum | 'dataŋ | |
aber | Herr | noch.nicht | komm | |
“Aber Sie sind noch nicht gekommen.” |
(5) | Sekarang | saya | minta | tuan | ber-angkat | ke | tanah | air | kami. |
sə'karaŋ | 'saja | 'minta | 'tuan | bə'raŋkat | kə | 'tanah | air | 'kami | |
jetzt | ich | bitt | Herr | INTR-abfahr | zu | Erde | Luft | wir(exkl.) | |
“Jetzt bitte ich Sie, zu unserer Heimat aufzubrechen.” |
Bevor die Sprache zur Staatssprache Indonesiens wurde, hieß sie Malaiisch. Malaiisch ist ursprünglich Name für eine Menschenrasse: orang melayu "umherschweifende Menschen". Dann für eine Sprachgruppe. Seit die Sprache Staatssprache Indonesiens wurde, heißt sie dort Bahasa Indonesia "Sprache Indonesiens". bahasa < Sanskrit bhaʂa "Sprache". Indonesia < niederländ. < griech. "indische Inseln".
Malaiisch wird in den Staaten Indonesien, Malaysia, Singapur und Brunei gesprochen. Die meisten Muttersprachler wohnen an der Straße von Malacca.
Die Sprecher des Indonesischen sind Malaiien, die ihrerseits Austronesier sind. Diese haben sich seit Mitte des 3. Jt. v.Ch. aus Südostasien nach Süden und Osten verbreitet. Die Malaien waren ursprünglich Hindus, sind aber seit dem 13./14. Jh. Muslim auf allen Inseln außer Bali.
Indonesisch hatte 1996 30 Mio. Muttersprachler und 140 Mio. Zweitsprachler. S. Abschnitt 1.5.1.
Indonesisch gehört zum austronesischen Sprachstamm. ‘Austro-nesisch’ = "süd-insulanisch". Früherer Name: Malaio-polynesisch (was seit der Eingemeindung der formosanischen Sprachen in den Stamm nur noch eine Gruppe davon ist). Der Stamm ist verbreitet von Madagaskar im Westen bis Hawaii im Osten, von den Philippinen im Norden bis zum Norden von Neuseeland im Süden. Es sind zwischen 500 und 1000 Sprachen. Die einzigen autochthonen nicht-austronesischen Sprachen in diesem Gebiet sind die Papua-Sprachen (Inneres von Neuguinea und ein paar Inseln drumherum).
Atayalisch, Tsouisch, Paiwanisch: autochthone Sprachfamilien Formosas (Taiwans). Waren ursprünglich mindestens 20 Sprachen, sterben jedoch seit der chinesischen Besiedlung (17. Jh.) aus.
West-Malaiopolynes.: Alle Sprachen des westl. Austronesien.
Cham: 10 Sprachen von Minderheiten in Vietnam, Kambodscha, China.
Madagassisch: Sprachen-Dialektkontinuum auf Madagaskar. Nationalsprache der Republik Madagaskar. Die Madagassen sind bald nach Christi Geburt aus Südost-Borneo nach Madagaskar ausgewandert.
Javanisch: größte austronesische Sprache, mit (1999) 76 Mio. Sprechern. Älteste schriftliche Tradition, da seit dem 8. Jh. n. Ch. überliefert. Altjavanische Literatursprache: Kavi ("die poetische"). Starker indischer Einfluß. Bis zum 14. Jh. lebendig. Beschrieben von W.v. Humboldt.
Tagalog: Nationalsprache der Philippinen, offizieller Name Pilipino/Filipino. In der Linguistik berühmt für sein Diathesen-/Topicsystem.
Zentral-Malaiopolynes.: 50 Sprachen auf den Kleineren Sundainseln und Molukken.
Polynesisch: Sprachen im Dreieck Hawaii - Neuseeland - Osterinsel.
Ozeanisch: alle Sprachen des östl. Gebiets außer Palauan und Chamorro (mikronesisch) und West-Neuguinea. In Ost-Austronesien mehrere Hundert Sprachen mit oft nur ein paar Hundert Sprechern, oft mehrere auf einer Insel.
Fiji: Nationalsprache der Inseln.
Tonganisch: Nationalsprache.
Samoanisch: Nationalsprache.
Hawaiianisch: seit dem 18. Jh. von Chinesisch und Englisch unterdrückt. Nur noch ein paar Hundert Sprecher.
Maori: autochthone Sprache Neuseelands. Noch 70.000 Sprecher, die ernsthaft gegen die Übermacht des Englischen kämpfen.
Malaiisch hat zwei Hauptdialekte:
Die beiden Staatssprachen unterscheiden sind in erster Linie lexikalisch, durch Entlehnungen, in zweiter Linie phonetisch.– Außerdem gibt es auf dem Malaiischen basierende Kreolsprachen.
Da die Meerenge von Malakka für die Seefahrt zwischen Indien/Arabien und China essentiell war, wurde das Malaiische spätestens im Mittelalter Lingua franca des ganzen Archipels. In Indonesien bereits im 16. Jh.
Ältester malaiischer Text: Steininschrift von 683 n.Ch., in einer südindischen Schrift. Reiche Literatur seit dem 15. Jh. 16.-20. Jh. Klassisches Malaiisch, in arabischer Schrift. Indonesisch und Malaysisch entwickelten sich erst in der Neuzeit unter niederländischer vs. britischer Kolonialherrschaft auseinander. Gemeinsame Sprachpolitik erst in den 1970er Jahren.
Indonesien wurde nacheinander von indisch und arabisch geprägten Herren, dann von Portugiesen und Niederländern beherrscht und von deren Kultur beeinflußt.
Malaiisch konkurriert mit vielen verschiedenen Sprachen, vor allem mit chinesischen und anderen malaio-polynesischen Sprachen. In Indonesien ist es die Muttersprache von nur 7% der Bevölkerung. Ist aber seit einigen Jahrhunderten Lingua franca im malaiischen Archipel. Verkehrssprache für 200 Mio. Menschen. Deshalb seit 1947 Staatssprache in Indonesien; auch in Malaysia, Singapur und dem Sultanat Brunei.
Indonesisch hat unter den großen Sprachen nach Swahili den größten Zweitsprachlerfaktor.
Die Umgangssprache unterscheidet sich erheblich von der Schriftsprache; sie hat (noch) weniger Morphologie.
Bilderbuchmäßig einfaches Segmentsystem:
Die palatalen Okklusive sind phonetisch Affrikaten. Die eingeklammerten Phoneme kommen nur in Lehnwörtern vor.
Die meisten Lexeme sind zweisilbig. Einsilbige sind gramm. Formative, Interjektionen, Lehnwörter, Abkürzungen. Mehrsilbige sind Derivata oder Komposita oder Lehnwörter. Vorwiegende phonotakt. Struktur:
(K) V (N)(K) V (K)
Statt N kann es auch /r/ sein. Andere Konsonantengruppen sind ausgeschlossen. Der Verschluß silbenauslautender Konsonanten wird nicht gelöst; /k/ → [ʔ], die anderen Plosive tendentiell auch.
Der Auslaut von Präfixen, insbesondere /N/, führt zu erheblicher Allomorphie im Anlaut des folgenden Stamms.
Akzent nicht-phonemisch, i.a. auf der Pänultima, außer wenn deren Vokal = [ə].
Seit dem 13. Jh. eine eigene Schrift indischer Herkunft. Seit dem 15. Jh. arab. Schrift. Das Schriftsystem ist seit dem 19. Jh. (niederländische Kolonisierung) das lateinische Alphabet. Seit 1972 ist die Orthographie für die beteiligten Staaten dieselbe, wobei sich großenteils Malaysia (mit englischer Tradition) gegen Indonesien (mit niederländischer Tradition) durchgesetzt hat. Ziemlich regelmäßig phonemisch.
Besonderheiten:
Phonem | Buchstabe |
ə | e |
e | é |
j | y |
ʤ | j |
ʃ | sy |
x | kh |
ɲ | ny |
ŋ | ng |
ʔ | - |
Die orthographische Unterscheidung von /ə/=<e> und /e/=<é> wird nur in Lexika, Grammatiken, Lehrbüchern etc. gemacht. Das Phonem /ʔ/ wird nicht geschrieben.
kami 1.Pl. exkl. vs. kita 1.Pl.inkl. (s. Textprobe Z. 5).
Außer einem intimen "du" kein unmarkiertes Pronomen für 2.Pers. Statt dessen Eigennamen (für Freunde und gleichaltrige Verwandte), Appellativa (Verwandtschaftstermini, Titel). (s. Textprobe).
Substantiv: kein Genus oder Kasus. Substantive sind transnumeral. Pluralmarkierung (durch Totalreduplikation) optional.
Verb: Keine Person, Numerus oder Tempus.
Neben den untigen Personalenklitika nur zwei Flexionsaffixe (und zwar Präfixe):
Folgende Aspektmarker sind präverbale Adverbien:
schriftl. | gesprochen | Funktion |
telah | sudah | Kompletiv |
sedang | masih | Progressiv |
akan | mau | Futur |
Das System der Fundamentalrelationen ist akkusativisch. Die Konstruktion der syntaktischen Relationen ist, soweit diese überhaupt markiert sind, eher exzentrisch.
Definitheit optional durch postnominalen Artikel itu "dér" (< Demonstrativum).
Personalpronomina auch klitisch-affixal an Verben und Substantiven (possessiv). Die Possessivsuffixe sind referentiell und treten nicht in Kongruenz auf.
Die Wortstellung ist regelmäßig rechtsverzweigend:
(S) V | O |
N | A |
N | G |
N | RS |
Nom | Det |
Präp | NS |
Einzige (scheinbare) Ausnahme ist die im nächsten Abschnitt zu besprechende Zählkonstruktion.
Ein einleitendes Subjekt ist definit.
Das possessive Attribut wird optional mit Präposition angeschlossen:
B1. | ibu | dan | Ani | ||
Mutter | von | Ani | |||
“Annis Mutter” |
Im Klassischen Malaiisch gab es mehrere Dutzend Zahlklassifikatoren, von denen höchstens noch die folgenden vorkommen:
Die Klassifikatoren sind in der Umgangssprache optional. Nur orang, buah, biji sind in allgemeinem Gebrauch. Sie sind in derselben Distributionsklasse wie die Mensurative:
B3. | tiga | gerobak | kayu |
drei | Wagen | Holz | |
“drei Fuhren Holz” |
Wie die Beispiele zeigen, geht das Zahlklassifikatorsyntagma dem gezählten Substantiv voran. Dies scheint dem Prinzip der Rechtsverzweigung zu widersprechen. Es kann aber auch dafür sprechen, daß das Zahlklassifikatorsyntagma der Kopf der Konstruktion ist.
Es gibt keine Kopula, jedoch ein Existenzverb, das auch "haben" bedeutet.
B4. | a. | Ali | guru. | |
Ali | Lehrer | |||
“Ali ist/war Lehrer.” |
b. | Ali | marah. | ||
Ali | ärgerlich | |||
“Ali ist/war ärgerlich.” |
c. | Ali | (ada) | di | Jakarta. | |
Ali | EXIST | in | Jakarta | ||
“Ali ist/war in Jakarta.” |
d. | Ali | ada | waktu. | |
Ali | EXIST | Zeit | ||
“Ali hat Zeit.” |
e. | Ali | sedang | men-dengar | Radio. | |
Ali | PROGR | AKT-hör | Radio | ||
“Ali ist am Radiohören.” |
Zahlreiche Lehnwörter aus dem Sanskrit, Arabischen, Portugiesischen, neuerdings Englischen.
Original | Lehnform | ||
Herkunft | Form | Form | Bedeutung |
Sanskrit/ Hindi | nagari | negeri | Land |
kapâla | kepala | Kopf | |
Arabisch | zamān | zaman | Zeit |
? | syarat | Bedingung | |
Portugiesisch | sapato | sepatu | Schuh |
escola | sekolah | Schule | |
mesa | meja | Tisch | |
camisa | keméja | Hemd | |
Niederländisch | koffer | koper | Koffer |
lamp | lampu | Lampe | |
kammer | kamar | Zimmer | |
toll | tol | Gebühr | |
Englisch | blue | biru | blau |
chocolate | coklat | braun | |
bottle | botol | Glasbehälter |
Indonesische Wörter, die ins internationale Vokabular gelangt sind:
Indonesisch | Deutsch |
---|---|
nasi | Reis |
bami | Nudel |
goreng | gebraten |
orang | Mensch |
utang | Wald |
Determinativkomposita: Determinatum - Determinans:
B5. | a. | bunga | mata | hari |
Blume | [ Auge | Tag ] | ||
“Sonnenblume” |
Dvandva: tanah-air (Textprobe Z. 5)
Derivation durch Prä- und Suffixe. Ca. 25 Derivationsaffixe:
Präfixe:
ter-: Deagentivierung, oft mit "akzidentiellem" effet de sens:
Bei Ableitung von transitiver Basis gibt es also die resultative und die akzidentielle Variante.
Zahlreiche Verbalnomina, z.B. peN- Nomen agentis:
Das Präfix ber- bildet von einem Stamm der Bedeutung "X" Verben der Bedeutung "sich in einer Situation mit X befinden". Die Varianten unterscheiden sich z.T. nach der Kategorie der Basis:
Basis | Ableitung | ||
Form | Bedeutung | Form | Bedeutung |
uang | Geld | ber-uang | Geld haben |
keméja | Hemd | ber-keméja | Hemd tragen |
isteri | Gattin | ber-isteri | beweibt sein |
ber- mit optionaler Totalreduplikation einer transitiven Basis und Suffix -an ergibt ein reziprokes Verb:
Basis | Ableitung | ||
Form | Bedeutung | Form | Bedeutung |
ganti | ersetzen | ber-ganti(-ganti) | sich abwechseln |
kejar | jagen | ber-kejar(-kejar)-an | einander jagen |
tikam | stechen | ber-tikam-tikam-an | einander erdolchen |
Suffixe:
Das produktivste Affix ist -kan < akan (Präp.) "bzgl.". Es fungiert als allgemeiner Transitivator.
Von Adjektiven bildet das Suffix Faktitiva, von intransitiven Verben Kausativa und Applikativa. Z.B. nehmen die intransitiven Basen mimpi und ber-bicara ihr Komplement mittels Präposition, die Derivata nehmen es als direktes Objekt.
Bei Ableitung von transitiven Verben kommen kausative, benefaktive und instrumentale Valenzveränderungen vor, mit Promotion. Gelegentlich entsteht ein dreiwertiges Verb, wie bei cari-kan.
B6. | a. | témbak | babi | dengan | senapang ! | |
schieß | Schwein | mit | Gewehr | |||
“Schieß die Schweine mit dem Gewehr!” |
b. | témbak-kan | senapang | kepada | babi ! | ||
schieß-TRR | Gewehr | zu | Schwein | |||
“Feuer das Gewehr auf die Schweine ab!” |
B7. | a. | cari | rumah | untuk | Ali ! | |
such | Haus | für | Ali | |||
“Such ein Haus für Ali !” |
b. | cari-kan | Ali | rumah ! | |||
such-TRR | Ali | Haus | ||||
“Beschaffe Ali ein Haus !” |
Weitere Beispiele anderswo.
Es gibt auch ein paar unproduktive Infixe, die hinter dem ersten Konsonanten der Wurzel eingefügt werden:
Kombinationen wie das oben erwähnte ber- -an können evtl. als Zirkumfix analysiert werden.
Die Derivationsaffixe bleiben in gesprochener Sprache meist weg.
Reduplikation: sehr wichtig und charakteristisch.
Die Linguistik wurde erst von den Niederländern nach Indonesien gebracht.
Ziel dieser Darstellung ist es, einen gerafften, aber umfassenden Überblick über das Indonesische als ganzes zu geben, in einem Umfang, der für eine Sitzung einer Lehrveranstaltung ausreicht, und in einem Allgemeinheitsgrad, der es gestattet, den Platz dieser Sprache in der Welt einzuschätzen und sie mit anderen Sprachen zu vergleichen. Die Systematik folgt dem separat dargestellten Schema.
Es wurden keine Primärdaten erhoben und keine eigene Forschung angestellt. Die Grundlage des Vorangehenden sind ausschließlich Werke der Sekundärliteratur wie insbesondere die in Abschnitt IV aufgeführten.
Dardjowidjojo, Soenjono 1978, Sentence patterns of Indonesian. Honolulu: Univ. Press of Hawaii (PALI Language Texts: Southeast Asia).
Kähler, Hans 1956, Grammatik der Bahasa Indonesia. Mit Chrestomathie und Wörterverzeichnis. Wiesbaden: O. Harrassowitz (Porta Linguarum Orientalium, N.S., 2).
Lombard, Denys 1977, Introduction à l'indonésien. Paris: S.E.C.M.1.
Nothofer, Bernd & Pampus, Karl-Heinz 1992, Bahasa Indonesia. Indonesisch für Deutsche. 2 Teile, Wörterverzeichnis. Heidelberg: J. Groos (3. Aufl.; 4. unveränd. Aufl.: 1996).
Prentice, D.J. 1987, "Malay (Indonesian and Malaysian)." Comrie, Bernard (ed.), The world's major languages. London & Sidney: Croom Helm; 913-935 (2. ed.: Comrie (ed.) 1989:913-935).