Personen nehmen soziale Positionen ein, die einer Qualitätsbewertung unterliegen. Wenn ein Ausdruck, der zunächst einen Angehörigen einer niedrigen Position bezeichnet, durch semantischen Wandel einen Angehörigen einer höheren Position bezeichnet, spricht man von Bedeutungsverbesserung oder Melioration. Das Umgekehrte ist Bedeutungsverschlechterung oder Pejoration. Beide Phänomene sind bei Personenbezeichnungen am klarsten diagnostizierbar, treten aber auch bei anderen Ausdrücken auf.

Melioration
früheres Stadiumspäteres Stadium
SpracheAusdruckBedeutungSpracheAusdruckBedeutung
ae.knightKnechtme.knightRitter
ahd.mar-schalcPferde-Knecht  nhd.MarschallMarschall
Pejoration
früheres Stadiumspäteres Stadium
SpracheAusdruckBedeutungSpracheAusdruckBedeutung
ae.knaveKnabene.knaveSchurke
lat.
ae.
villanus
villein
Gehöftbewohner  
Leibeigener

ne.

villain

Schurke
ae.hūswīfHausfraune.hussySchlampe
ahd.thiornaJungfraunhd.DirneProstituierte
mhd.billichangemessennhd. (20. Jh.)billigwenig wert

Die Pejoration ist in vielen Fällen (unbeabsichtigte) Konsequenz des Bedürfnisses, einen Referenten aufzuwerten (s. zum theoretischen Hintergrund die Theorie der unsichtbaren Hand). Auf diese Weise kommen Bezeichnungen für ehemals angesehene Berufe herunter. Z.B. heißt in Lateinamerika nicht nur die Volksschullehrerin, sondern auch die Kindergärtnerin profesora/professora. Derselbe Mechanismus wirkt auch in anderen Bereichen. Klausuren und Studienreisen wurden ehemals im Rahmen eines – typischerweise universitären – Studiums durchgeführt. Spätestens seit 1980 jedoch heißt im deutschen Gymnasium Klausur, was zuvor Klassenarbeit hieß, und Studienfahrt, was zuvor Klassenfahrt hieß.

Das Schicksal von ahd. thiorna > nhd. Dirne ist offenbar als das Herunterkommen eines ehemaligen Euphemismus zu konzipieren. Wegen Tabu und Euphemismus s. Kapitel über lexikalischen Wandel.