Zum Verständnis ist zunächst wichtig, daß in der Sicht der Textverarbeitung alles, was mit einer Absatzmarke (“feste neue Zeile”, technisch ‘Wagenrücklauf + Zeilenvorschub’ [engl. carriage return + linefeed]) endet, ein Absatz ist. Das betrifft also nicht nur Absätze im landläufigen Sinne, sondern auch Textelemente wie Listenelemente und Fußnoten sowie jegliche Form einzeln stehender Zeilen wie Überschriften, Beschriftungen usw., kurz gesagt: jeglicher Text, der nicht in der nächsten Zeile weiterläuft.
Der Zeilenumbruch (d.h. der Beginn einer neuen Zeile innerhalb eines Absatzes) wurde auf der Schreibmaschine ebenfalls durch Wagenrücklauf + Zeilenvorschub bewerkstelligt. In der Textverarbeitung dagegen wird der Zeilenumbruch dynamisch von der Software vorgenommen; der Schreiber muß und darf sich nicht darum kümmern.
Im folgenden wird der Einfachheit halber auf den einzelnen Textabsatz Bezug genommen, der direkt mit dem Menü ‘Format – Absatz’ gestaltet werden kann. Die Schritte sind aber ganz analog auch bei der Gestaltung einer Formatvorlage durchführbar. Dazu ruft man zunächst ‘Format – Formatvorlage’ und dann (OO Writer) ‘Rechtsklick – Ändern’ bzw. (MS Word) ‘Bearbeiten’ auf und bekommt dann wieder das Menü ‘Format – Absatz’ mit denselben Menüpunkten angeboten wie beim einzelnen Textabsatz. Mehr dazu im nächsten Abschnitt.
Eine Tabulatorposition – oder einfach ein Tabulator – ist eine bzgl. ihres Abstandes vom linken (gelegentlich auch rechten) Rand des Druckspiegels festgelegte Position in der Zeile, an welcher Text ausgerichtet wird. Man braucht das, um gleichartige Textelemente aufeinander folgender Zeilen bündig untereinander zu setzen. Auf der Schreibmaschine war der Tabulator das Mittel, um Tabellen und Texteinzüge zu gestalten. In der Textverarbeitung ist das anders. Texteinzüge werden, wie in den folgenden Abschnitten erläutert wird, bereits bei der Definition von Absätzen vorgesehen. Und Tabellen sind ein eigenes Gestaltungselement, deren Definition das Setzen von Tabulatorpositionen erübrigt. Für Tabulatoren besteht daher nur noch wenig Verwendung. Man braucht sie hauptsächlich bei durchnumerierten Absätzen oder Überschriften wie sogleich hier unten, um die Position festzulegen, an der nach dem einleitenden Aufzählungssymbol der Text beginnen soll, und z.B. in der Linguistik, um eine wörtliche Übersetzung wortweise linksbündig unter den übersetzten Text zu setzen.
Das Arbeiten mit Tabulatoren ist ein Verfahren in zwei Schritten: zuerst setzt man sie, dann benutzt man sie:
OO Writer | MS Word |
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Es ist – von Ausnahmen wie der soeben genannten wortweisen interlinearen Übersetzung abgesehen – nicht sinnvoll, innerhalb eines Absatzes im laufenden Text, sei es am Anfang oder Ende einer Zeile, die Tabulatortaste zu betätigen, um Einzüge o.ä. zu erzwingen; denn da der Zeilenumbruch dynamisch gemacht wird, werden solche Gestaltungsversuche von der Textverarbeitung bei nächster Gelegenheit disfiguriert. Statt dessen verwendet man die im folgenden besprochenen dedizierten Funktionen der Textverarbeitung.
Die erste Zeile eines Absatzes so wie dieses hier1 einzuziehen ist ein Mittel, aufeinander folgende Absätze eines Textes gegeneinander abzugrenzen. Diesen initialen Einzug stellt man wie folgt ein:
OO Writer | MS Word |
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Dieses Verfahren verhindert Inkonsistenz besser als die theoretisch mögliche Alternative, am Anfang eines jeden Absatzes die Tabulatortaste zu betätigen.2 Diese läßt sich zudem nicht in eine Formatvorlage wenden.
Daß ein ganzer Absatz eingerückt (= eingezogen) wird, bedeutet, daß sein linker Rand nicht mit dem Druckspiegel bündig ist, sondern zu diesem einen horizontalen Abstand hat. Das kommt z.B. bei einem Abstract oder einem größeren Zitat im laufenden Text vor (s. Beispiele). Wird wie folgt gemacht:
OO Writer | MS Word |
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In beiden genannten Fällen wird normalerweise auch der rechte Rand des Absatzes nach links gezogen, was man in demselben Menü einstellt.
Ein hängender Absatz ist einer, dessen nicht-erste Zeilen eingezogen sind, so wie dieser hier. Man gestaltet ihn nicht dadurch, daß man die nicht-ersten Zeilen mit einem Tabulator einzieht; denn das verunmöglicht Blocksatz und disfiguriert den Text, wenn der Zeilenumbruch geändert wird. Stattdessen benutzt man die Funktion ‘hängender Absatz’:
OO Writer | MS Word |
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Für Absätze folgender Form:
Begriff: | umfangreiche Spezifikation, die mehr als eine Zeile einnimmt und deshalb nicht bloß durch einen Tabulator abgesetzt werden kann |
Rechtsbündig sollen z.B. Absenderadresse und Datum im Briefkopf oder ein Motto zu Beginn einer Publikation gesetzt werden. Dazu schiebt man den Text nicht mit der Tabulator- oder Leertaste an den rechten Rand, sondern man benutzt die dedizierte Funktion der Textverarbeitung:
OO Writer | MS Word |
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(Es gibt auch in der Symbolleiste ‘Format’ ein Symbol der rechtsbündigen Ausrichtung, das man anklicken kann.)
Dieses Verfahren funktioniert in MS Word allerdings nur dann, wenn eine Zeile bzw. ein Absatz als ganzer rechtsbündig sein soll. Manchmal ist eine Zeile zweigeteilt derart, daß ihr erster Teil linksbündig und der zweite Teil rechtsbündig steht. Das kommt z.B. in Briefköpfen oder in Abrechnungen vor, z.B. so:
Prof. Dr. Christian Lehmann | Seminar für Sprachwissenschaft Universität Erfurt |
Dann muß man eine (unlinierte) Tabelle anlegen und für deren letzte Spalte Rechtsbündigkeit einstellen.
Im Drucksatz ist ein Absatz vom unmittelbar vorangehenden Absatz auf eine von zwei Weisen abgesetzt:
Für den Einsatz dieser beiden typographischen Mittel in einem Text gelten folgende Regeln:
Ein erhöhter Durchschuß zwischen Absätzen beträgt i.a. eine halbe Zeile. Deshalb macht man nicht eine Leerzeile. Die Zeilenhöhe ist durch die gewählte Schrift definiert. Schreibt man z.B. in einer Zwölfpunktschrift, so beträgt sie 12 Punkt Cicero (zuzüglich eines etwa erhöhten Zeilenabstandes). Halbe Zeilenhöhe wäre dann 6 Punkt Cicero. Erhöhten Durchschuß vor einem Absatz legt man daher wie folgt fest:
OO Writer | MS Word |
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Kurze Absätze, die per Analogie oder sonstige inhaltliche Beziehung eine eigene Serie bilden, werden seit Mitte des 20. Jh. mit sog. Spiegelstrichen (engl. bullet points) formatiert (wie z.B. ständig auf dieser Webseite). Dazu beginnt man nicht die Zeile mit einem Bindestrich, sondern benutzt die dedizierte Funktion der Textverarbeitung. Sie hält dafür eine Reihe von Formatvorlagen bereit, die irreführenderweise “Aufzählung” (bzw. “Aufzählungszeichen”) heißen. Diese stellen wieder einen Fall dar, wo die voreingestellte Formatierung geändert werden muß:
Symbol für Liste (“Spiegelstrich”) festlegen:
OO Writer | MS Word |
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Solche Listen kann man im Text schachteln (wie z.B. unten geschehen). Die Spiegelstriche der obersten Gliederungsebene sollen normalerweise nicht eingezogen sein (anders als in MS Word voreingestellt). Daher macht man in MS Word folgendes:
Will man nun bestimmte Textabsätze als Spiegelstriche formatieren, kann man das übliche Verfahren der Zuweisung einer Formatvorlage benutzen. Eine Abkürzung ist:
In gewissen Situationen soll ein Absatz nicht durch Seitenumbruch vom folgenden Text getrennt werden. Das gilt z.B. für Überschriften, Beschriftungen von Tabellen usw. sowie für sprachliche Beispiele, die in mehrzeiliger Repräsentation dargestellt sind. In solchen Fällen hat man denjenigen Absatz, unter dem nicht umgebrochen, der also notfalls mit auf die nächste Seite hinübergenommen werden soll, so zu präparieren, wie im Abschnitt über Seitenumbruch dargestellt.
Auch das Zentrieren ist eine Operation, die man nur auf Absätze anwenden kann. Der kurze Weg ist:
1 Das ist hier nur zur Veranschaulichung gemacht; tatsächlich wird gerade die erste Zeile unter einer Überschrift nie eingezogen; s. Abschnitt 7.1.
2 Und völlig inakzeptabel ist die mehrfache Betätigung der Leertaste zu diesem Zweck; denn sie führt dazu, daß der Einzug jedes Absatzes davon abhängt, mit welcher Schrift er zufällig gerade anfängt.
3 Es ist eine nicht zu Ende gedachte Idee von Produzenten von Textverarbeitungsprogrammen – darunter auch den beiden hier illustrierten –, daß ein Absatztyp (z.B. eine Überschrift einer bestimmten hierarchischen Stufe) durch erhöhten Durchschuß darunter gekennzeichnet wäre. Das ist erstens theoretisch fehlkonzipiert – ein Absatz ist gegen das Vorhergehende, nicht gegen das Folgende abgesetzt – und führt in praktischer Hinsicht zur Unmöglichkeit, einem Text ein vernünftiges Layout zu geben.