Die Junggrammatiker sind eine Gruppe von Sprachwissenschaftlern des letzten Drittels des 19. und noch des beginnenden 20. Jh. Die bedeutendsten Vertreter sind:
Die Junggrammatiker sind Positivisten: sie frönen dem naturwissenschaftlichen Exaktheitsideal und wollen prinzipienbasiert forschen.
Die Junggrammatiker sind Empiristen: Die Psychophysik des Sprechaktes bekommt eine fundamentale methodologische Rolle. Alle Erkenntnis wird auf beobachtbare Tatsachen zurückgeführt. Sprachgeschichte hat Vorrang vor der Rekonstruktion; diese muß sich an beobachtbaren Fakten messen.
Die Richtung knüpft an August Schleicher an, indem sie die Linguistik von der Philologie, vor allem der Klassischen Philologie, emanzipieren will, sie methodisch in die Nähe der Naturwissenschaften rückt und will, daß sie eine “Gesetzeswissenschaft” ist.
Das Markenzeichen der Junggrammatiker sind die Lautgesetze und insbesondere deren Ausnahmslosigkeit. Ihr Verdienst liegt denn auch in der gründlichen Erforschung und exakten Formulierung der Wege des Lautwandels und seiner Interaktion mit dem analogischen Wandel.
Die Junggrammatiker verfügen über keine Sprachtheorie (die hätten sie in der Humboldt-Steinthal-Tradition finden können). Sie machen keine synchrone Analyse (wie der gleichzeitige von der Gabelentz). Gemessen an ihrem Anspruch, Lautgesetze zu formulieren, ist ihre empirische Basis sehr klein, nämlich auf die indogermanischen Sprachen beschränkt. Sprachtypologie ist ihnen fremd. Ihr Anknüpfen an Physik und Psychologie bedeutet, aus der Sicht des Strukturalismus, eine Konzentration auf die Substanz zuungunsten der Form. Sie sehen das Sprachsystem nicht, weshalb man ihnen Atomismus vorgeworfen hat.
Die strenge Trennung des phonologischen Wandels vom morphologischen Wandel und die Fassung des ersteren in präzise Regeln ist die bleibende Errungenschaft der Junggrammatiker.