Strukturelle Aspekte

Promotion, wörtlich "Vor-/Aufwärtsbewegung", und Demotion, "Abwärtsbewegung", sind Operationen, die die syntaktische Funktion verbaler Dependenten verändern. Sie beziehen sich auf die Hierarchie der adverbalen syntaktischen Funktionen:

Hierarchie adverbaler syntaktischer Funktionen
Subjekt ~ Absolutiv
direktes Objekt ~ Ergativ
indirektes Objekt
anderes Komplement
Adjunkt

Eine syntaktische Operation, die einem verbalen Dependenten eine relativ höhere Funktion auf dieser Hierarchie zuweist, ist eine Promotion; eine Operation, die ihm eine relativ niedrigere Funktion zuweist, ist eine Demotion. Die Demotion besagt meistens, daß der betreffende Dependent Adjunkt wird. Als solches ist er dann optional. Das heißt, Demotion läuft oft auf Entfernung aus dem Satz und somit aus der Äußerung hinaus.

. a. Erna antwortet auf die Frage.
b. Erna beantwortet die Frage.

In .a ist die Frage in einem präpositionalen Objekt Komplement der Präposition auf; in #b ist sie direktes Objekt, hat also auf der Hierarchie der syntaktischen Funktionen eine höhere Position. Folglich ist die applikative Derivation, die von #a nach #b führt, eine Promotion.

. a. Erna strickt den Pullover.
b. Erna strickt an dem Pullover.

In .a ist der Undergoer des Strickens direktes Objekt, in #b dagegen Adjunkt. Die syntaktische Operation, die - in diesem Falle ohne morphologischen Reflex am Verb - von #a nach #b führt, ist also eine Demotion.

Die von den Begriffen der Promotion und Demotion vorausgesetzte Direktionalität der Operation beruht darauf, daß eine der alternativen Konstruktionen als relativ einfach, die andere als relativ komplex und daher abgeleitet analysiert wird.

Eine Pro- oder Demotionsoperation bezieht sich auf ein Komplement des Verbs, zu dem sie promoviert bzw. das sie demoviert. Folglich liegt nach Anwendung der Operation ein anderer Valenzrahmen des betroffenen Verbs vor. In einer statischeren Perspektive kann man statt von einer Operation auch von einem syntaktischen Paradigma sprechen, das die alternativen Valenzrahmen umfaßt. Im Falle von wäre das:

[ [ be-X ]V [ Z ]NS ]VS [ [ X ]V [ [ Y ]Präp [ Z ]NS ]PräpS ]VS

Und im Falle von :

[ [ X ]V [ Z ]NS ]VS [ [ X ]V [ [ Y ]Präp [ Z ]NS ]PräpS ]VS

In dieser Darstellung sieht man, daß einem Valenzrahmen mit direktem Objekt ein Valenzrahmen mit präpositionalem Objekt entsprechen kann, wobei das Verb unverändert bleiben oder für die Konstruktion mit direktem Objekt eigens (mit be-) transitiviert werden kann.

Funktionale Aspekte

Subjekt und direktes Objekt eines Verbs unterscheiden sich funktionell von den Adjunkten sowohl semantisch als auch in bezug auf die Informationsstruktur:

  1. Gemäß der Hierarchie der semantischen Rollen sind Actor und Undergoer (in SAE-Sprachen repräsentiert durch Subjekt bzw. direktes Objekt) zentrale Partizipanten. Sie unterliegen daher dem Kontrollgefälle; d.h. das Subjekt kodiert typischerweise einen Partizipanten, der die Situation unmittelbar kontrolliert, während das direkte Objekt typischerweise einen Partizipenten kodiert, der von der Situation unmittelbar betroffen ist.
  2. Actor und Undergoer sind typischerweise mehr topikalisch, während Adjunkte typischerweise zum Comment gehören.

Der Zweck einer Promotionsoperation kann daher ein zweifacher sein:

  1. Der promovierte Partizipant wird zentralisiert, ihm wird also unmittelbare Kontrolle bzw. Affiziertheit zugeschrieben. (Vollständige Affiziertheit ist in .b zu sehen.)
  2. Der promovierte Partizipant wird zum Topic der Äußerung. Typischerweise wird er deswegen promoviert, weil er schon in der vorangehenden Äußerung der Topic ist und diesen Status weiterhin haben soll.

Und umgekehrt kann auch der Zweck einer Demotionsoperation ein zweifacher sein:

  1. Der demovierte Partizipant wird marginalisiert, so daß das Kontrollgefälle in geringerem Maße für ihn gilt. (Partielle Affiziertheit ist in .b zu sehen.)
  2. Der demovierte Partizipant wird aus dem Topic der Äußerung entfernt, d.h. die Äußerung handelt nicht von ihm. Das kann bedeuten, daß er überhaupt nicht erwähnt wird oder daß er - als Adjunkt - in den Comment verschoben wird.

In der ersten Funktion haben Promotions- und Demotionsoperationen semantische Konsequenzen, weil sie die Rollen der Partizipanten verändern. In der zweiten Funktion betreffen sie die Bedeutung des Satzes i.e.S. nicht, sondern nur seine Informationsstruktur.

Weiteres hierzu in den Abschnitten zur Diathese und zur Promotion zum direkten Objekt.