I. Dokumentation der Sprache

Indonesische Textprobe (aus Wendt 1961:191f)
(1)Tuanyangter-hormat!
'tuanjaŋtər'hormat
HerrRELDEAG-ehr
“Geehrter Herr!”
(2)Telahberselang duatahuntuanhendak
tə'lahbərsə'laŋ'dua'tahun'tuanhən'daʔ
schonZwischenraum zweiJahrHerrwünsch
“Schon zwei Jahre wollen Sie”
(3)be-lajarkenegeriIndonesia.
bə'laʤarnəgə'riindɔ'nɛsija
INTR-SegelzuLandIndonesien
“nach Indonesien fahren.”
(4)Tetapituanbelumdatang.
tə'tapi'tuanbə'lum'dataŋ
aberHerrnoch.nichtkomm
“Aber Sie sind noch nicht gekommen.”
(5)Sekarangsayamintatuanber-angkatketanahairkami.
sə'karaŋ'saja'minta'tuanbə'raŋkat'tanahair'kami
jetztichbittHerrINTR-abfahrzuErdeLuftwir(exkl.)
“Jetzt bitte ich Sie, zu unserer Heimat aufzubrechen.”

II. Beschreibung der Sprache

1. Situation der Sprache

1.1. Sprachname

Bevor die Sprache zur Staatssprache Indonesiens wurde (s. §1.5.1), hieß sie Malaiisch. Malaiisch ist ursprünglich Name für eine Menschenrasse: orang melayu "umherschweifende Menschen". Dann für eine Sprachgruppe. Seit die Sprache Staatssprache Indonesiens wurde, heißt sie dort Bahasa Indonesia "Sprache Indonesiens". bahasa < Sanskrit bhaʂa "Sprache". Indonesia < niederländ. < griech. "indische Inseln".

1.2. Ethnographische Situation

1.2.1 Sprachgebiet

Malaiisch wird in den Staaten Indonesien, Malaysia, Singapur und Brunei gesprochen. Die meisten Muttersprachler wohnen an der Meerenge von Malakka.

Karte von Indonesien

1.2.2. Sprachgemeinschaft

Die Sprecher des Indonesischen sind Malaien, die ihrerseits Austronesier sind. Diese haben sich seit Mitte des 3. Jt. v.Ch. aus Südostasien (vermutlich Taiwan) nach Süden und Osten verbreitet. Die Malaien waren seit dem 7. Jh. Hindus, sind aber seit dem 13./14. Jh. ganz überwiegend Muslime auf allen Inseln außer Bali. Daneben gibt es auf einigen Inseln Minderheiten von Christen und anderen Religionen.

Indonesisch hatte 1996 30 Mio. Muttersprachler und 140 Mio. Zweitsprachler. S. Abschnitt 1.5.1.

1.3. Genetische Situation

1.3.1. Extern

Indonesisch gehört zum austronesischen Sprachstamm. ‘Austro-nesisch’ = "süd-insulanisch". Früherer Name: Malaio-polynesisch (was seit der Eingemeindung der formosanischen Sprachen in den Stamm nur noch eine Gruppe davon ist). Der Stamm ist verbreitet von Madagaskar im Westen bis Hawaii und der Osterinsel im Osten, von den Philippinen im Norden bis zum Norden von Neuseeland im Süden. Es sind zwischen 500 und 1000 Sprachen. Die einzigen autochthonen nicht-austronesischen Sprachen in diesem Gebiet sind die Papua-Sprachen (Inneres von Neuguinea und ein paar Inseln drumherum).

Genetische Affiliation des Indonesischen
Austro-
nesisch
FormosanischAtayalisch...
Tsouisch...
Paiwanisch...
Malaio-PolynesischWest-
Malaio-
Polynesisch
PhilippinischTagalog
...
Palawan
Chamorro
Cham...
Madagassisch...
Malaiisch-Sumatrisch MalaiischBahasa Indonesia
Bahasa Malaysia
Pidgin- und Kreolsprachen
......
Javanisch
Balinesisch
Zentral-
& Ost-MP
Zentral-MP...
Östliches
Malaio-
Polynesisch
Süd-Halmahera
West-Neuguinea
...
Ozeanisch Mikronesisch...
Melanesisch...
Ostozeanisch-Polynesisch Fiji
Tonga
Maori
Tahitisch
Hawaiisch
Samoanisch

Atayalisch, Tsouisch, Paiwanisch: autochthone Sprachfamilien Formosas (Taiwans). Waren ursprünglich mindestens 20 Sprachen, sterben jedoch seit der chinesischen Besiedlung (17. Jh.) aus.

West-Malaiopolynes.: Alle Sprachen des westl. Austronesien. Urmalaiisch wurde spätestens ab -1.000 auf Borneo gesprochen.

Cham: 10 Sprachen von Minderheiten in Vietnam, Kambodscha, China.

Madagassisch: Sprachen-Dialektkontinuum auf Madagaskar. Nationalsprache der Republik Madagaskar. Die Madagassen sind bald nach Christi Geburt aus Südost-Borneo nach Madagaskar ausgewandert.

Javanisch: größte austronesische Sprache, mit (1999) 76 Mio. Sprechern. Langlebigste schriftliche Tradition, da seit dem 8. Jh. n. Ch. kontinuierlich überliefert. Altjavanische Literatursprache: Kavi (Sanskrit "die poetische"), geschrieben in einem Ableger der Brahmischrift. Starker indischer Einfluß. Die Sprache war Bis zum 14. Jh. lebendig. Beschrieben von W.v. Humboldt.

Tagalog: Nationalsprache der Philippinen, offizieller Name Pilipino/Filipino. In der Linguistik berühmt für sein Diathesen-/Topicsystem.

Zentral-Malaiopolynes.: 50 Sprachen auf den Kleineren Sundainseln und Molukken.

Polynesisch: Sprachen im Dreieck Hawaii - Neuseeland - Osterinsel.

Ozeanisch: alle Sprachen des östl. Gebiets außer Palauan und Chamorro (mikronesisch) und West-Neuguinea. In Ost-Austronesien mehrere Hundert Sprachen mit oft nur ein paar Hundert Sprechern, oft mehrere auf einer Insel.

Fiji: Nationalsprache der Inseln.

Tonganisch: Nationalsprache.

Samoanisch: Nationalsprache.

Hawaiianisch: seit dem 18. Jh. von Chinesisch und Englisch unterdrückt. Nur noch ein paar Hundert Sprecher.

Maori: autochthone Sprache Neuseelands. Noch 70.000 Sprecher, die ernsthaft gegen die Übermacht des Englischen kämpfen.

1.3.2. Intern: Dialekte

Malaiisch hat zwei Hauptdialekte:

Die beiden Staatssprachen unterscheiden sich in erster Linie lexikalisch, durch Entlehnungen, in zweiter Linie phonetisch.– Außerdem gibt es auf dem Malaiischen basierende Kreolsprachen.

1.4. Kulturelle Situation

Da die Meerenge von Malakka für die Seefahrt zwischen Indien/Arabien und China essentiell war, wurde das Malaiische spätestens im Mittelalter Lingua franca des ganzen Archipels. In Indonesien bereits im 16. Jh.

Ältester malaiischer Text: Steininschrift von 683 n.Ch., in einer südindischen Schrift. Reiche Literatur seit dem 15. Jh.
16.-20. Jh. Klassisches Malaiisch, in arabischer Schrift. Indonesisch und Malaysisch entwickelten sich erst in der Neuzeit unter niederländischer vs. britischer Kolonialherrschaft auseinander. Gemeinsame Sprachpolitik erst in den 1970er Jahren.

1.5. Soziale Situation

1.5.1. Extern

Indonesien wurde nacheinander von indisch und arabisch geprägten Herren, dann von Portugiesen und Niederländern beherrscht und von deren Kultur beeinflußt.

Malaiisch konkurriert mit vielen verschiedenen Sprachen, vor allem mit chinesischen und anderen malaio-polynesischen Sprachen. In Indonesien ist es die Muttersprache von nur 7% der Bevölkerung. Ist aber seit einigen Jahrhunderten Lingua franca im malaiischen Archipel. Verkehrssprache für 200 Mio. Menschen. Deshalb seit 1947 Staatssprache in Indonesien; auch in Malaysia, Singapur und dem Sultanat Brunei.
Indonesisch hat unter den großen Sprachen nach Swahili den größten Zweitsprachlerfaktor.

1.5.2. Intern: Soziolekte

Die Umgangssprache unterscheidet sich erheblich von der Schriftsprache; sie hat (noch) weniger Morphologie.

2. System der Sprache

2.1. Ausdruckssysteme

2.1.1. Phonologie

2.1.1.1. Inventar

Bilderbuchmäßig einfaches Segmentsystem:

Indonesisches Phonemsystem
Artikulationsstelle
Artikulationsart     ╲
labialdental/alv. palatalvelarglottal
Okklstl. ptck(ʔ)
sth. bdjg
Frikativstl. (f)s(ʃ)(x)h
sth. (v)(z)
Nasalmn ɲŋ
Liquid l    r
Halbvokal jw
Vokalgeschl. iu
e    əo
offen a

Die palatalen Okklusive sind phonetisch Affrikaten. Die eingeklammerten Phoneme kommen nur in Lehnwörtern vor.

2.1.1.2. Kombinatorik

Die meisten Lexeme sind zweisilbig. Einsilbige sind gramm. Formative, Interjektionen, Lehnwörter, Abkürzungen. Mehrsilbige sind Derivata oder Komposita oder Lehnwörter. Vorwiegende phonotakt. Struktur:

(K) V (N) ∙ (K) V (K)

Statt N kann es auch /r/ sein. Andere Konsonantengruppen sind ausgeschlossen. Der Verschluß silbenauslautender Konsonanten wird nicht gelöst; /k/ → [ʔ], die anderen Plosive tendentiell auch.

Der Auslaut von Präfixen, insbesondere /N/, führt zu erheblicher Allomorphie im Anlaut des folgenden Stamms.

Akzent nicht-phonemisch, i.a. auf der Pänultima, außer wenn deren Vokal = [ə].

2.1.2. Schrift

Seit dem 13. Jh. eine eigene Schrift indischer Herkunft. Seit dem 15. Jh. arab. Schrift. Das Schriftsystem ist seit dem 19. Jh. (niederländische Kolonisierung) das lateinische Alphabet. Seit 1972 ist die Orthographie für die beteiligten Staaten dieselbe, wobei sich großenteils Malaysia (mit englischer Tradition) gegen Indonesien (mit niederländischer Tradition) durchgesetzt hat. Ziemlich regelmäßig phonemisch.

Besonderheiten:

PhonemBuchstabe
əe
eé
jy
ʤj
ʃsy
xkh
ɲny
ŋng
ʔ-

Die orthographische Unterscheidung von /ə/=<e> und /e/=<é> wird nur in Lexika, Grammatiken, Lehrbüchern etc. gemacht. Das Phonem /ʔ/ wird nicht geschrieben.

2.2. Semantisches System

2.2.1. Grammatik

2.2.1.1. Morphologie
Personalpronomen

kami 1.Pl. exkl. vs. kita 1.Pl.inkl. (s. Textprobe Z. 5).

Außer einem intimen "du" kein unmarkiertes Pronomen für 2.Pers. Statt dessen Eigennamen (für Freunde und gleichaltrige Verwandte), Appellativa (Verwandtschaftstermini, Titel) (s. Textprobe).

Substantiv: kein Genus oder Kasus. Substantive sind transnumeral. Pluralmarkierung (durch Totalreduplikation) optional.

Verb: Keine Person, Numerus oder Tempus.

Neben den untigen Personalenklitika nur zwei Flexionsaffixe (und zwar Präfixe):

Folgende Aspektmarker sind präverbale Adverbien:

Indonesische Aspekte
schriftl.gesprochenFunktion
telahsudahKompletiv
sedangmasihProgressiv
akanmauFutur
2.2.1.2. Syntax

Das System der Fundamentalrelationen ist akkusativisch. Die Konstruktion der syntaktischen Relationen ist, soweit diese überhaupt markiert sind, eher exzentrisch.

Definitheit optional durch postnominalen Artikel itu "dér" (< Demonstrativum).

Personalpronomina auch klitisch-affixal an Verben und Substantiven (possessiv). Die Possessivsuffixe sind referentiell und treten nicht in Kongruenz auf.

Die Wortstellung ist regelmäßig rechtsverzweigend:

(S) VO
NA
NG
NRS
NomDet
PräpNS

Einzige (scheinbare) Ausnahme ist die im nächsten Abschnitt zu besprechende Zählkonstruktion.

Ein einleitendes Subjekt ist definit.

Das possessive Attribut wird optional mit Präposition angeschlossen:

B1.ibudanAni
 MuttervonAni
 “Annis Mutter”
Zahlklassifikatoren

Im Klassischen Malaiisch gab es mehrere Dutzend Zahlklassifikatoren, von denen höchstens noch die folgenden vorkommen:

Zahlklassifikatoren im Indonesischen
KlassifikatorGrundbedeutungKlasse
orangMenschMensch
korSchwanzTier
buahFruchtunbelebtes (insbes. rundes) Objekt
batangStammlanges, solides zylindrisches Objekt
helaiBlattflaches, dnnes Objekt
lembarBlattdito
butirKorn, Partikelrundes Objekt
bijiKorn, Kernunbelebtes (insbes. kleines, rundes) Objekt
B2.a.tigabuahrumah
  dreiINANHaus
  “drei Huser”
b.tigakorbabi
  dreiANIMALSchwein
  “drei Schweine”
c.tigaorangguru
  dreiHUMLehrer
  “drei Lehrer”

Die Klassifikatoren sind in der Umgangssprache optional. Nur orang, buah, biji sind in allgemeinem Gebrauch. Sie sind in derselben Distributionsklasse wie die Mensurative:

B3.tigagerobakkayu
 dreiWagenHolz
 “drei Fuhren Holz”

Wie die Beispiele zeigen, geht das Zahlklassifikatorsyntagma dem gezählten Substantiv voran. Dies scheint dem Prinzip der Rechtsverzweigung zu widersprechen. Es kann aber auch dafür sprechen, daß das Zahlklassifikatorsyntagma der Kopf der Konstruktion ist.

Es gibt keine Kopula, jedoch ein Existenzverb, das auch "haben" bedeutet.

B4.a.Aliguru. 
  AliLehrer 
  “Ali ist/war Lehrer.”
 b.Alimarah. 
  Aliärgerlich 
  “Ali ist/war ärgerlich.”
c.Ali(ada)diJakarta.
  AliEXISTinJakarta
  “Ali ist/war in Jakarta.”
d.Aliadawaktu.
  AliEXISTZeit
  “Ali hat Zeit.”
e.Alisedangmen-dengarRadio.
  AliPROGRAKT-hörRadio
  “Ali ist am Radiohören.”

2.2.2. Lexikon

2.2.2.1. Herkunft des Bestandes

Zahlreiche Lehnwörter aus dem Sanskrit, Arabischen, Portugiesischen, neuerdings Englischen.

OriginalLehnform
HerkunftFormForm Bedeutung
Sanskrit/
Hindi
nagarinegeriLand
kapâlakepalaKopf
Arabisch zamānzamanZeit
?syaratBedingung
Portugiesisch sapatosepatuSchuh
escolasekolahSchule
mesamejaTisch
camisakeméjaHemd
Niederländisch kofferkoperKoffer
lamplampuLampe
kamerkamarZimmer
toltolGebühr
Englisch bluebirublau
chocolatecoklatbraun
bottlebotolGlasbehälter

Indonesische Wörter, die ins internationale Vokabular gelangt sind:

IndonesischDeutsch
nasiReis
bamiNudel
gorenggebraten
orangMensch
utanWald
2.2.2.2. Wortbildung
Komposition

Determinativkomposita: Determinatum - Determinans:

B5.a. bungamatahari
Blume[ AugeTag ]
“Sonnenblume”

Dvandva: tanah-air (Textprobe Z. 5)

Derivation

Durch Prä- und Suffixe. Ca. 25 Derivationsaffixe:

Präfixe:

ter-: Deagentivierung, oft mit "akzidentiellem" effet de sens:

Deagentivierung im Indonesischen
BasisDeagentiv
VerbFormBedeutungFormBedeutung
intr.duduksich setzenter-dudukauf das Gesäß fallen
tidurschlafenter-tidureinschlafen
me-mekikschreienter-pekikaufschreien
trans.singgungbeleidigenter-singgung beleidigt
hormat-iachtenter-hormatgeachtet
pukulschlagenter-pukulPrügel abbekommen
makanessenter-makanversehentlich gegessen werden
Substantiv letakLageter-letakliegen, gelegen

Bei Ableitung von transitiver Basis gibt es also die resultative und die akzidentielle Variante.

Zahlreiche Verbalnomina, z.B. peN- Nomen agentis:

Nomina agentis im Indonesischen
BasisNomen agentis
FormBedeutung FormBedeutung
me-nyanyisingen pe-nyanyiSänger
me-nangisweinen pe-nangisHeulsuse
duduk-ibesetzen pen-dudukBesatzer
kumpul-kansammeln pen-gumpulSammler

Das Präfix ber- bildet von einem Stamm der Bedeutung "X" Verben der Bedeutung "sich in einer Situation mit X befinden". Die Varianten unterscheiden sich z.T. nach der Kategorie der Basis:

Indonesische Proprietivableitung
BasisAbleitung
FormBedeutungFormBedeutung
uangGeldber-uangGeld haben
keméjaHemdber-keméjaHemd tragen
isteriGattinber-isteribeweibt sein

ber- mit optionaler Totalreduplikation einer transitiven Basis und Suffix -an ergibt ein reziprokes Verb:

Indonesische reziproke Ableitung
BasisAbleitung
FormBedeutung FormBedeutung
gantiersetzenber-ganti(-ganti)sich abwechseln
kejarjagenber-kejar(-kejar)-aneinander jagen
tikamstechenber-tikam-tikam-aneinander erdolchen

Suffixe:

Das produktivste Affix ist -kan < akan (Präp.) "bzgl.". Es fungiert als allgemeiner Transitivator.

Transitivierung im Indonesischen
BasisAbleitung
KategorieFormBedeutungFormBedeutung
SubstantivrajaKönigraja-kankrönen
budakSklavebudak-kanversklaven
pekerjaArbeiterpekerja-kananstellen
penjaraGefängnispenjara-kaneinkerkern
proklamasiProklamationproklamasi-kanproklamieren
letakLageletak-kanplazieren
Adjektivbasahnaßbasah-kannetzen
kecilkleinkecil-kanverkleinern
intr. Verb mimpiträumenmimpi-kanträumen von
ber-bicarasprechenbicara-kanbesprechen
ber-kumpulsich versammelnkumpul-kansammeln
lupaentfallenlupa-kanvergessen
jatuhfallenjatuh-kanfallen lassen
tr. Verbtémbakschießentémbak-kanabfeuern
carisuchencari-kansuchen für

Von Adjektiven bildet das Suffix Faktitiva, von intransitiven Verben Kausativa und Applikativa. Z.B. nehmen die intransitiven Basen mimpi und ber-bicara ihr Komplement mittels Präposition, die Derivata nehmen es als direktes Objekt.

Bei Ableitung von transitiven Verben kommen kausative, benefaktive und instrumentale Valenzveränderungen vor, mit Promotion. Gelegentlich entsteht ein dreiwertiges Verb, wie bei cari-kan.

B6.a.témbakbabidengansenapang !
 schießSchweinmitGewehr
 “Schieß die Schweine mit dem Gewehr!”
b.témbak-kansenapangkepadababi !
 schieß-TRRGewehrzuSchwein
 “Feuer das Gewehr auf die Schweine ab!”
B7.a.carirumahuntukAli !
 suchHausfürAli
 “Such ein Haus für Ali !”
b.cari-kanAlirumah !
 such-TRRAliHaus
 “Beschaffe Ali ein Haus !”

Weitere Beispiele anderswo.

Es gibt auch ein paar unproduktive Infixe, die hinter dem ersten Konsonanten der Wurzel eingefügt werden:

Infixe im Indonesischen
BasisAbleitung
FormBedeutungFormBedeutung
tunjukzeigent-el-unjukZeigefinger
jajahkolonisierenj-el-ajaherkunden
taliSeilt-em-aliTakelage
getarzitterng-em-etarzittern

Kombinationen wie das oben erwähnte ber- -an können evtl. als Zirkumfix analysiert werden.

Die Derivationsaffixe bleiben in gesprochener Sprache meist weg.

Reduplikation: sehr wichtig und charakteristisch.

  1. Total: Pluralbildung: babi "Schwein(e)" - babi-babi "Schweine"
    Wortbildung: kuda "Pferd" - kuda-kuda "Sägebock"
    duduk "sitzen" - duduk-duduk "rumsitzen"
  2. Total mit Ablaut: balik "zurückgehen" - bolak-balik "hin und her gehen"
  3. Partiell: Kie-KiVKVK: laki "Gatte" - le-laki "Mann"

III. Kommentare zur Sprachbeschreibung

1. Forschungsgeschichte

Die Linguistik wurde erst von den Niederländern nach Indonesien gebracht.

2. Ort dieser Darstellung

Ziel dieser Darstellung ist es, einen gerafften, aber umfassenden Überblick über das Indonesische als ganzes zu geben, in einem Umfang, der für eine Sitzung einer Lehrveranstaltung ausreicht, und in einem Allgemeinheitsgrad, der es gestattet, den Platz dieser Sprache in der Welt einzuschätzen und sie mit anderen Sprachen zu vergleichen. Die Systematik folgt dem separat dargestellten Schema.

Es wurden keine Primärdaten erhoben und keine eigene Forschung angestellt. Die Grundlage des Vorangehenden sind ausschließlich Werke der Sekundärliteratur wie insbesondere die in Abschnitt IV aufgeführten.

IV. Literaturhinweise

Dardjowidjojo, Soenjono 1978, Sentence patterns of Indonesian. Honolulu: Univ. Press of Hawaii (PALI Language Texts: Southeast Asia).

Kähler, Hans 1956, Grammatik der Bahasa Indonesia. Mit Chrestomathie und Wörterverzeichnis. Wiesbaden: O. Harrassowitz (Porta Linguarum Orientalium, N.S., 2).

Lombard, Denys 1977, Introduction à l'indonésien. Paris: S.E.C.M.1.

Nothofer, Bernd & Pampus, Karl-Heinz 1992, Bahasa Indonesia. Indonesisch für Deutsche. 2 Teile, Wörterverzeichnis. Heidelberg: J. Groos (3. Aufl.; 4. unveränd. Aufl.: 1996).

Prentice, D.J. 1987, "Malay (Indonesian and Malaysian)." Comrie, Bernard (ed.), The world's major languages. London & Sidney: Croom Helm; 913-935 (2. ed.: Comrie (ed.) 1989:913-935).