Eine semantische Komponente B
1 kann im Verhältnis zu dem mit ihr kombinierten lexikalisch-semantischen Element A
auf folgende Weisen (in den Beispielen rot markiert) im Ausdruck repräsentiert sein:2
B
ist zusammen mit A
in einer monomorphemischen (aus einem einzigen Morphem bestehenden) Einheit ausgedrückt.
A | B | Sprache | Ausdruck |
"sterb-" | KAUS | engl. | kill |
"fall-" | KAUS | engl. | drop |
"wiss-" | INCH | engl. | realize |
Die A+B
repräsentierende Einheit ist eine Wurzel.
B
ist in einer eigenen morphologischen Einheit ausgedrückt, die Teil eines Wortes ist, dessen Wurzel (oder Stamm) A
repräsentiert. Die Kombination ist semantisch regelmäßig (kompositionell).
A | B | Sprache | Ausdruck |
"geh-" | PRÄT | engl. | walked |
"bring-" | PRÄT | engl. | brought |
"sing-" | PRÄT | engl. | sung |
Die eigene morphologische Einheit kann ein beliebiger morphologischer Prozess sein.3 Die A+B
repräsentierende Einheit ist eine Flexionsform.
B
ist als eigenes (lexikalisches) Wort ausgedrückt, ebenso wie A
, mit dem es in einer syntaktischen Relation steht.
A | B | Sprache | Ausdruck |
"wiss-" | INCH | engl. | come to know |
"sterb-" | KAUS | dt. | dazu bringen, zu sterben |
"blüh-" | INCH | dt. | zu blühen beginnen |
Die A+B
repräsentierende Einheit ist eine syntaktische Konstruktion.
B
ist in einer eigenen morphologischen Einheit, die mit A
zusammen einen Wortstamm bildet, ausgedrückt, ergibt aber mit A
zusammen in nicht-kompositioneller Weise eine semantische Einheit.
A | B | Sprache | Ausdruck |
"fall-" | KAUS | yuk. | lúub-s |
"sterb-" | KAUS | yuk. | kin-s |
"sterb-" | KAUS | türk. | öl-dür |
"blüh-" | INCH | dt. | er-blühen |
Die A+B
repräsentierende Einheit ist ein abgeleiteter Stamm.
B
wird in einem freien grammatischen Morphem ausgedrückt, das mit dem A
ausdrückenden Wort eine analytische Form ergibt.
A | B | Sprache | Ausdruck |
"wiss-" | POT | engl. | can know |
"wiss-" | SBJ.1.SG + OBJ.3.SG | franz. | je le sais |
"wiss-" | KAUS | franz. | faire savoir |
Die A+B
repräsentierende Einheit ist eine periphrastische Konstruktion.
Diese Ausdrucksverfahren lassen sich in dem obigen System von Lexikon und Grammatik so verorten, wie es das folgende Schaubild darstellt:
Da das Verfahren Nr. 3 – das oberste im Schaubild – lexikalische Ausdrücke nach syntaktischen Regeln kombiniert, ist es in der Alternative ‘Lexikon vs. Grammatik’ nicht festgelegt. Gleichzeitig ist hier die Fügung zwischen A
und B
am losesten (es herrscht also geringe Fügungsenge). Indem man in dem Schema von oben nach unten, d.h. die grammatischen Ebenen abwärts geht, nimmt die Fügungsenge zu.
1. | Ausdrucksverfahren |
1 Für die folgende Klassifikation sind nur solche Einheiten B
von Interesse, die auch als grammatische Bedeutungen auftreten können.
2 Das folgende ist aus Bybee 1985:11-13 zusammengefaßt.
3 D.h. der Ausdruck durch ein eigenes grammatisches Wort ist hier ausgeschlossen; das ist nämlich das Verfahren Nr. 5. Insofern herrscht hier ein enger Begriff von ‘Flexion’; denn eigentlich sind auch die bei Verfahren 5 entstehenden Konstruktionen (periphrastische oder analytische) Flexionsformen.