Der Terminus funktionale Domäne (der Sprache) ist (bis auf weiteres) wie folgt zweideutig:

  1. Eine funktionale Domäne der Sprache1 ist ein Bereich im kommunikativen und kognitiven (inkl. kulturellen usw.) Leben einer Sprachgemeinschaft oder einer Person, in dem Aufgaben und Tätigkeiten anfallen, die typischerweise mit Sprache erledigt werden. Beispiele sind Familienleben, Grundschule, Wissenschaft, Religion, Behördenverkehr usw. Dieser Gebrauch des Terminus wurzelt in der Soziolinguistik.
    Sprachgemeinschaften und Individuen können sich darin unterscheiden, welche funktionalen Domänen1 überhaupt für sie relevant sind bzw. in welchen sie Sprache (gegenüber anderen Kommunikationsformen bzw. gegenüber Schweigen) einsetzen. Ferner kann eine Sprachgemeinschaft für verschiedene funktionale Domänen1 verschiedene Sprachen einsetzen.
  2. Eine funktionale Domäne der Sprache2 ist ein Ausschnitt aus der Gesamtheit der kommunikativen und kognitiven Funktionen, die in Sprachen üblicherweise mit grammatischen Mitteln erfüllt werden; anders gesagt, ein Ausschnitt aus der Gesamtheit der grammatischen Bedeutungen, die in Sprachen kodiert werden. Beispiele sind Possession, Referenz, Partizipation, Raumstrukturierung. Dieser Gebrauch des Terminus wurzelt in der Sprachtypologie und -universalienforschung.
    Die funktionalen Domänen2 sind universal in dem Sinne, daß jede Sprache in jeder Domäne über mindestens eine grammatische Kategorie bzw. eine grammatische Operation verfügt. Im übrigen aber können die entsprechenden Bedeutungen auch mit lexikalischen Mitteln kodiert werden.