Ablaut und Umlaut sind beides Formen des Vokalwechsels. Sie sind zunächst diachron konzipiert und in dieser Dimension klar unterschieden:

Ablaut (gr. apophonía) ist der Wechsel von bestimmten Vokalen miteinander und mit Null als morphologischer Prozess, also eine bestimme Art innerer Modifikation. Jede Wortform, die an einem Ablautparadigma teilnimmt, weist einen anderen Wert einer bestimmten morphologischen Kategorie auf.

Im quantitativen Ablaut tritt ein gegebener Vokal in verschiedenen Stufen auf, nämlich als gewöhnlicher Kurzvokal, als Langvokal und als Null. Die Stufen heißen traditionell Voll-, Dehn- und Schwundstufe. Das folgende Beispiel ist aus dem Altindischen:

Quantitativer Ablaut im Altindischen
StufeSonant
Schwund-iu
Voll-aeoaral
Dehn-āaiauārāl
Beispiel
Stufe    ╲
Vater Fuß trag-
Schwund- pitr-a (Dat.) upa-bd-a "Aufstampfen" bhṛ-tá "getragen"
Voll- pitar-am (Akk.) pad-e (Dat.) bhár-ati "trägt"
Dehn- pitā (Nom.) pāt (Nom.) bhār-a "Bürde"

Im qualitativen Ablaut wechselt ein Vokal mit einem anderen. Im Russischen gibt es sowohl qualitativen als auch quantitativen Ablaut:

Ablaut im Russischen
VollstufeBedeutungo-StufeBedeutung SchwundstufeBedeutung
tek-ú fließ-1.Sg tok Strom(Nom.Sg)  
lóʒek Löffel(Gen.Pl)   lóʒk-a Löffel-Nom.Sg
   son Schlaf(Nom.Sg) sn-a Schlaf-Gen.Sg

Umlaut (gr. metaphonía) ist der Wechsel bestimmter Vokalklassen, der ursprünglich unter phonologischen Bedingungen zustandekommt. Er ist also ursprünglich ein rein phonologischer Prozess, und zwar eine Art Vokalharmonie. Im folgenden deutsche Beispiele:

Umlaut im deutschen Plural
Sg.Pl.
FußFüße
OfenÖfen
HafenHäfen

Der Umlaut ist jedoch in den germanischen Sprachen (für die er erstmals festgestellt wurde) nachträglich morphologisiert worden. Er ist dort also nunmehr ein morphologischer Prozess wie Ablaut und von diesem oft nur noch historisch zu unterscheiden. Ausführliches zum Umlaut anderswo.