In einer Sprechsituation hat der eine – der Sender bzw. im Falle von Sprache der Sprecher – etwas im Kopf, wovon er möchte, daß es auch in den Kopf des anderen – des Empfängers bzw. des Hörers gelange. Den zu übertragenden Inhalt nennen wir den Gedanken. Das Mittel der Wahl zu diesem Zweck wäre Telepathie. Für alle diejenigen, die darüber nicht verfügen, gibt es nur den Ausweg, etwas Wahrnehmbares auszutauschen, welches den Gedanken evoziert. Das ist das Medium. Dieses ist sozusagen die Übertragungssubstanz, also bei Lautsprache Schallwellen. Sprecher und Hörer assoziieren bestimmte Strukturen des Mediums mit bestimmten Gedanken aufgrund eines Codes, über den sie gemeinsam verfügen. Im Falle von Sprache ist das das Sprachsystem.
Die Aufgabe des Sprechers ist es also, seinen Gedanken umzusetzen in ein wahrnehmbares Medium. Diese Operation heißt Symbolisierung oder Kodierung. Der Hörer vollzieht diese Operation dann in der Gegenrichtung. Das folgende Schaubild veranschaulicht das Gemeinte.
Es ist zu beachten, daß das Modell in verschiedener Hinsicht stark vereinfacht ist und in späteren bzw. fachlich spezielleren Abschnitten verfeinert wird. Insbesondere dürfen zwei Mißverständnisse nicht entstehen:
- Der Gedanke wird nicht unmittelbar in Schallwellen umgesetzt. Ein solcher Vorgang wäre sogar machbar: Die elektrochemischen Gehirnströme, die das Substrat des Gedankens bilden, würden direkt in Schallwellen gewandelt. Aber Menschen sind weder für eine solche Wandlung noch für die Entschlüsselung solcher Schallwellen anatomisch ausgestattet. Statt dessen werden zwischen den Gedanken und das Medium Zeichen geschaltet, die dem Code angehören. (Statt verfeinerter anatomischer Ausstattung haben wir also eine semiotische Fähigkeit.)
- Der Sprecher kodiert nicht alles, was er übermitteln will. Einerseits ist das vermutlich unmöglich, andererseits ist es aber auch nicht nötig. Es genügt, daß der Sprecher Zeichen übermittelt, die in der gegebenen Situation hinreichen, um beim Hörer das Gemeinte zu evozieren. Freilich entsteht auf diese Weise beim Hörer nicht genau derselbe Gedanke, von dem der Sprecher ausging. Auch das ist sicher unmöglich, weil die beiden den Gedanken ja aufgrund unterschiedlicher Erfahrungen konstruieren.