Die Hypostase1 von etwas ist seine gedankliche Verselbständigung, seine Verdinglichung, also seine Behandlung als Gegenstand (inkl. Person).
In der Linguistik ist es eine Operation über einem – typischerweise verbalen oder adjektivischen – Ausdruck derart, daß das von ihm Bezeichnete sprachlich wie ein Gegenstand behandelt werden kann. Strukturell läuft sie dann auf Nominalisierung bzw. Substantivierung hinaus. So wird die von dem Adjektiv gut bezeichnete Qualität in der Substantivierung das Gute hypostasiert.2
Es kann aber – seit Kant – auch die rein gedankliche Verdinglichung von etwas Abstraktem sein, was bereits als Substantiv versprachlicht ist. Dann ist es oft eine reduktive und insofern unangemessene Sicht. Z.B. ist Sprache primär eine Tätigkeit; ihre Behandlung als etwas, was in den Genen oder im Hirn gespeichert ist, ist eine Hypostase.
1 von griech. hypóstasis “Drunterstellen”, so wie man einen Podest unter eine Statue stellt. Die vielfältigen Verwendungen des Ausdrucks Hypostase in Philosophie und Theologie sind in Wikipedia s.v. dargelegt.– Vom Verb hypostasieren “verdinglichen” ist wiederum Hypostasierung abgeleitet, was dasselbe wie Hypostase bedeutet und folglich pleonastisch ist.
2 Es gibt auch eine veraltete linguistische Verwendung des Terminus ‘Hypostase’, wo er die Konversion einer Flexionsform eines Worts in einen – selbständigen – Stamm bezeichnet.