Der Locus (lat. locus “Ort”) eines Gegenstands ist der Ort, wo er “eigentlich hingehört”, wo “sein Platz ist”.
Jegliches sprachliche Strukturmittel (einschließlich grammatischer Kategorien) hat eine gewisse Anwendungsbreite, ein gewisses Potential, sich mit anderen Strukturmitteln syntagmatisch zu kombinieren. D.h. es tritt in verschiedenen Kontexten oder Verwendungen auf. Der Locus eines Strukturmittels ist der Kontext bzw. die Verwendung, wofür es “eigentlich gemacht” und wo es motiviert ist. Z.B.:
- Der Locus des Dativs ist das indirekte Objekt von trivalenten Verben (und z.B. nicht der Dativus ethicus).
- Der Locus des Genitivs ist die alienable (gegenüber der inalienablen) Possession.
- Der Locus der Kategorie ‘Person’ ist das Personalpronomen (und nicht z.B. das Possessivaffix).
Der Locus eines Strukturmittels ist die Verwendung, in welcher man es zwischensprachlich am häufigsten findet und die am wenigstens an irgendwelche Zusatzbedingungen geknüpft ist.